Privatjets, Maßschuhe und Motorsport: Betrüger gab sich als Pilot aus

Schauspieler Leonardo DiCaprio als falscher Co-Pilot im Film „Catch me if you can“.
"Catch me if you can" lässt grüßen: Einschlägig vorbestrafter 23-Jähriger lebte nach Haftentlassung wieder auf großem Fuß - bezahlen konnte und wollte er seinen Lebensstil aber nicht.

Gut gekleidet, eloquent und selbstsicher im Auftreten. So wie sich der 23-jährige Angeklagte am Donnerstag am Landesgericht Wiener Neustadt präsentierte, so bestritt er in den Jahren 2021 bis 2024 offenbar auch seinen Lebensunterhalt in Wien und Niederösterreich. Geregelter Arbeit ging der bereits dreifach wegen Betrügereien Vorbestrafte nicht nach, auf einen luxuriösen Lebensstil wollte er aber trotzdem nicht verzichten.

Flüge in Privatjets

Ähnlich wie im Kinofilm „Catch me, if you can“, in dem Leonardo DiCaprio einen amerikanischen Betrüger verkörpert, der als falscher Co-Pilot Tausende von Meilen kostenlos bei Fluggesellschaften mitflog, gab sich der deutsche Staatsbürger als Pilot aus. Er täuschte vor, von einer wohlhabenden Familie abzustammen, die ihn finanziell unterstütze. Unter diesem Vorwand gelang es ihm, sich "wiederholt Pilotenausbildungen und Flüge mit Privatjets und Hubschraubern - zum Beispiel nach Malta oder nach Deutschland - zu verschaffen", wie der Staatsanwalt in seiner Anklage ausführt. Der 23-Jährige schloss sogar eine Berufsausfallversicherung für Piloten ab, die er dann auch tatsächlich in Anspruch nahm. 

Neben der Luftfahrt zählte aber auch der Motorsport zu den Hobbys des Betrügers. Nicht weniger als 251 Runden auf einer Rennstrecke samt Zusatzleistungen im Wert von mehr als 34.000 Euro drehte er, ohne auch nur einen Cent davon zu bezahlen. Dafür legte er fingierte Zahlungsbestätigungen vor. Wie das funktioniert habe, will der Richter wissen. "Ich habe die Summen von meinem Konto überwiesen, obwohl ich wusste, dass das Geld nicht auf meinem Konto ist und dann die Bestätigungen ausgedruckt", erklärt der Angeklagte, der verschiedene weitere Urkunden manipuliert haben soll, um seine nicht vorhandene Liquidität zu beweisen.

Firmenkonto geplündert

Die Frage, ob er jemals vorgehabt habe, für irgendeine der in Anspruch genommenen Leistungen zu bezahlen, verneint er relativ rasch. Die Liste ist lang: Der Mann gründete etwa auch gemeinsam mit einer Bekannten ein Unternehmen - allerdings nur um Zugriff auf das gemeinsame Konto zu erhalten und sich davon zu bedienen. Auch die Leasingraten für ein Motorrad ließ er sich bezahlen. Designer-Goldschmuck, Maßkleidung und Schuhe habe er sich anfertigen lassen, die Rechnungen aber ebenfalls nie beglichen, sagt der Staatsanwalt. Hier wendet der 23-Jährige allerdings ein, er sei der Meinung gewesen, die maßangefertigten Schuhe würden nicht produziert, nachdem er die geforderte Anzahlung nicht geleistet hatte.

Den Ehering seiner zweiten Ehefrau meldete der Betrüger als gestohlen und kassierte die Versicherungssumme, obwohl sich das Schmuckstück nach wie vor im Besitz seiner Gattin befand. Ihren Pkw verkaufte er nach einem Unfall gar kurzerhand an das Abschleppunternehmen, obwohl er dazu nicht befugt war. Weit übler noch soll er allerdings seiner ersten Ehefrau mitgespielt haben. Von wiederholten Misshandlungen und Verletzungen spricht der Staatsanwalt. In einem Fall soll er die Frau mit einem Messer bedroht, ihr in einem anderen Fall eine - ungeladene - Schreckschusspistole an den Kopf gehalten und abgedrückt haben. 

"Systematisch viele Menschen betrogen"

Diese Gewaltdelikte bestreitet der Mann: "Ich hätte sie nie verletzten können." Die Betrügereien bedauere er hingegen sehr, gibt er sich vor Gericht zerknirscht. "Es war ein Fehler." Da platzt dem Richter allerdings der Kragen: "Es war nicht nur ein Fehler, Sie haben systematisch jahrelang viele Menschen betrogen und auf Kosten anderer auf großem Fuß gelebt." Zu diesen Menschen zählen auch seine ehemaligen Schwiegereltern.

Diese unterstützten das Ehepaar nicht nur mit einem Mietzuschuss - "Weil ich damals keine Arbeit hatte und meine Frau noch studiert hat" -, obwohl der Vater des Angeklagten eigentlich die Miete für die gemeinsame Wohnung übernommen hatte, sondern gaben auch großzügige weitere Finanzspritzen. "Manchmal ist ihr Vater, wenn wir sie besucht haben, schon mit einem Kuvert mit Geld in der Hand auf uns zugekommen", erinnert sich der 23-Jährige. Wiedergesehen haben die beiden ihr Geld nicht.

Prozess vertagt

Zur Ladung weiterer Zeugen wird der Prozess am Donnerstag vertagt. An das Leben hinter Gittern musste sich der Vorbestrafte aber schon wieder gewöhnen, er sitzt in Untersuchungshaft.

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