Kindermädchen in NÖ mit 17 Hieben getötet: "Sie war wie eine Oma“

Der erfahrene Gerichtsmediziner Christian Matzenauer zählte mindestens 17 wuchtige Schläge gegen den Kopf. "Tod durch stumpfe Gewalt mit einem hammerähnlichen Gegenstand“, heißt es im Obduktionsbericht.
Margit G. hatte keinerlei Überlebenschance. Sechs Monate nach dem gewaltvollen Tod der 81-jährigen Pensionistin in ihrer Wohnung in der Kurstadt Baden liegt nun die Anklage in dem Mordfall vor.
Für die Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt und die Ermittler des NÖ Landeskriminalamtes (LKA) besteht kein Zweifel. Der 28-jährige Cristian R., ein enger Vertrauter der Frau, soll seine ehemalige Nachbarin in einer Art "Overkill“ erschlagen haben.
Lange Bekanntschaft
Das Opfer und der mutmaßliche Täter kannten einander mehr als 20 Jahre. Als der gebürtige Rumäne noch ein kleines Kind war, hatte Margit G. regelmäßig auf den damals noch kleinen Buben aufgepasst.

Spuren am Tatort an der Wohnungstüre des Opfers in Baden
Es war am 11. Februar dieses Jahres, als die engste Freundin der Frau aus Wien besorgt Alarm geschlagen hatte. "Die Freundinnen telefonierten täglich miteinander. An diesem Tag konnte sie die 81-Jährige aber nicht erreichen“, schildert ein Ermittler in dem Fall.
Polizei fand das Opfer in einer Blutlache
Ein Bekannter, der einen Zweitschlüssel von der Wohnung hatte, traute sich selbst nicht nachzusehen. Zwei Beamte der Stadtpolizei Baden fuhren deshalb an die Adresse und öffnete die Wohnungstüre mit dem Schlüssel. Dabei entdeckten sie die blutüberströmte Leiche am Fußboden. Am Tatort stellte der Gerichtsmediziner massive Schädelverletzungen durch Fremdeinwirkung fest.
Taucher im Einsatz
Nachdem es keine Spur von der möglichen Tatwaffe gab, lief in der Umgebung eine groß angelegte Suche, an der Polizeischüler und Diensthunde beteiligt waren. Sogar Taucher durchsuchten die umliegenden Gewässer nach einem verdächtigen Gegenstand. Bis heute ist die Tatwaffe nicht gefunden.
Dafür gab es ein Monat nach der Bluttat einen anderen, entscheidenden Durchbruch. Christa Nussbaumer gilt als renommierte Gerichtssachverständige für forensische Molekularbiologie. In ihrem Labor in Mödling untersuchte sie die von den Tatort-Spezialisten sichergestellten DNA-Spuren von der Leiche und aus der Wohnung.
Genetisches Profil am Opfer
Die Abriebe wurden mit den DNA-Proben von einer zweistelligen Zahl an Personen aus dem Bekanntenkreis des Opfers verglichen. Bei der Überprüfung gab es eine Übereinstimmung. Wie es in der Anklage heißt, befand sich das genetische Profil des 28-Jährigen auf der ermordeten Frau. Am 12. März wurde der Beschuldigte aufgrund einer Festnahmeanordnung der Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt an seiner Wohnadresse festgenommen.
16 DNA-Spuren des Verdächtigen
Wie es in der Anklage heißt, wurden "insgesamt an der Leiche und in der Wohnung der Margit G. 16 DNA-Spuren
des Beschuldigten in verschiedensten Ausprägungen sichergestellt und ausgewertet, welche allesamt mit der Ausführung der Tötungshandlung in Einklang zu bringen sind."
Laut Anklage sprechen weitere Indizien gegen den jungen Rumänen, der lange Zeit für einen niederösterreichischen Fußballverein kickte und zuletzt als arbeitslos galt. Sein Geld soll er sich mit Gelegenheitsjobs verdient haben. In sozialen Medien präsentiert sich der 28-Jährige als "Sunnyboy“, auftrainiert mit Waschbrettbauch und großem Bizeps.
Suche nach dem Motiv
Als rätselhaft galt lange Zeit das Motiv für eine derart schlimme Gewalttat. Da am Tatort nichts durchsucht, gestohlen oder geraubt wurde, deutete zunächst nichts auf einen Mord aus Habgier oder finanziellen Motiven hin.
Durch diverse Aussagen verfolgen Staatsanwalt und Ermittler aber eine konkrete Theorie. Es gibt Hinweise, wonach die Pensionistin dem jungen Mann schon vor längerer Zeit ihre Wohnung bzw. einen Teil ihres Vermögens versprochen haben soll. "Im Wissen darüber, dass die alleinstehende Frau über keine erbberechtigten Nachkommen verfügte und in der Hoffnung, von ihr als Erbe insbesondere im Hinblick auf ihre Eigentumswohnung bedacht zu werden, intensivierte der Beschuldigte die Beziehung zu ihr und suchte regelmäßig den persönlichen Kontakt", heißt es in der Anklage.
Möglicherweise ist in der Mordnacht der Streit darüber eskaliert. "Nachdem der Beschuldigte das Opfer mit insgesamt zumindest 17 massiven Schlägen getötet hatte, begab er sich in die Küche der Wohnung, wo er in der Spüle Hände und Tatwaffe vom Blut des Opfers reinigte und mit dem dort befindlichen Geschirrtuch abtrocknete", so die Anklage.

Tatortermittler vor der Wohnung der Frau in Baden
Wertvolle Rolex-Uhr an der Hand
Auch eine kostbare Rolex der Frau spielt in dem Fall eine Rolle. Wie Datenforensiker herausfanden, soll der Verdächtige kurze Zeit vor der Tat diverse Internet-Recherchen über Rolex-Uhren angestellt haben.
"Die Leiche hatte die Uhr aber am Handgelenk, also ist auch das kein Motiv. Die Uhr wurde nicht gestohlen“, erklärt Rechtsanwalt Nikolaus Rast, der den 28-Jährigen zusammen mit Rudolf Mayer verteidigt.

Verteidiger Nikolaus Rast vertritt den Mordverdächtigen zusammen mit seinem Kollegen Rudi Mayer
War wie eine Oma
Trotz der belastenden Beweise gegen ihn ist der Rumäne nicht geständig. "Die Frau war wie eine Oma für ihn. Er war oft bei ihr zu Besuch. Daher erklären sich auch die DNA-Spuren am Tatort“, sagen seine Strafverteidiger.
"Die von der Staatsanwaltschaft angeführten Indizien und Beweise werden sich im Prozess für eine Verurteilung als nicht tragfähig erweisen“, erklärt Rudolf Mayer.

Verteidiger Rudolf Mayer
Bewegungsprofil zur Tatzeit
Besonders was die Auswertung der Rufdaten und das Bewegungsprofil des Beschuldigten zur Tatzeit anbelangt, haben die Anwälte noch Anträge eingebracht. Es gebe dabei einige Unklarheiten, so Rast.
"Einen Termin für die Verhandlung gibt es derzeit noch nicht“, sagt die Sprecherin des Landesgerichts Wiener Neustadt, Birgit Borns.
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