NÖ macht es Kärnten gleich: „Problemwölfe“ auf der Abschussliste

Es war ein blutiges Gemetzel. Nicht zum ersten Mal haben vergangene Woche ein oder mehrere Wölfe in Langschlag im Waldviertel einen Bauernhof heimgesucht und sich über die Schafsherde eines Bauern hergemacht.
Sieben Schafe waren tot, die anderen verletzt, eines musste notgeschlachtet werden. Bereits im August und September des Vorjahres waren insgesamt acht Schafsrisse in der Region um Langschlag auf Wölfe zurückzuführen. Kein Wunder, denn mittlerweile sind neben einigen Einzelgängern bereits vier Wolfsrudel im Waldviertel per genetischem Nachweis bestätigt – und zwar am Truppenübungsplatz Allentsteig, in Gutenbrunn, Harmanschlag sowie in Arbesbach. Die entsprechenden Daten hat das Österreichzentrum für Bär, Luchs und Wolf kürzlich veröffentlicht.
Sorgenkinder des Waldes
Nach den jüngsten Vorfällen macht das Land NÖ auf Druck der Bauernschaft einen deutlichen Schwenk, was die abwartende Haltung gegenüber den zurück gekehrten Raubtieren anbelangt. Durften bisher sogenannte Problemwölfe in Niederösterreich nach genauen Vorgaben ausschließlich vergrämt werden, ebnet die Politik nun den Weg, die Sorgenkinder des Waldes im Extremfall auch abzuschießen. In anderen Bundesländern wie Kärnten ist das bereits gelebte Praxis.
Angst geht bereits um
Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP) hat am Donnerstag im Zuge der Debatte angekündigt, dass er die NÖ Wolfsverordnung anpassen lassen möchte. Sprich: Auch Schreckschüsse und in besonderen Fällen der Abschuss von Problemwölfen soll rechtlich legitimiert werden. „Wir sehen, dass der Wolf in vielen Teilen Österreichs wieder heimisch geworden ist, oft zum Leidwesen anderer Tierarten und zur Bedrohung des Sicherheitsgefühls der Menschen“, sagt Pernkopf, der mehrere Gründe für die Richtungskorrektur ins Treffen führt.
In Niederösterreich wurden in den vergangenen Jahren wiederholt Wolfsrisse bei Wild- und Nutztieren verzeichnet, und Wölfe von der Bevölkerung nahe von Siedlungsgebieten beobachtet. „Besonders im Waldviertel werden Wolfsrudel bestätigt, die auch jährlich Nachwuchs produzieren“, sagt Pernkopf. Dazu kommen regelmäßig durchziehende Wölfe.
Pernkopfs Plan sieht vor, die NÖ Wolfsverordnung im Gleichklang mit anderen Bundesländer anzupassen.
In den betroffenen Gebieten, speziell im Waldviertel, schildern Betroffene immer häufiger von bedrohlichen Begegnungen mit den Raubtieren. „Menschen stehen vor dem Haus und sehen, wie ein Wolf über die Wiese 50 Meter vor ihnen streift, so wie ein Hund“, erklärte zuletzt Gerhard Fallent, dessen Schafe in der Vorwoche in Langschlag gerissen wurden.
Es gebe Bilder, aufgezeichnet von Wildkameras im Langschläger Wald, bei denen gleich drei bis vier Wölfe auf einer Aufnahme zu sehen seien. Laut dem Jagdbeauftragten wurden alleine im Bezirk Zwettl 28 unterschiedliche Wölfe gesichtet.
Die ÖVP in Niederösterreich drängt außerdem darauf, dass der Schutzstatus des Wolfes dringend durch die EU angepasst wird. „Die entsprechende Richtlinie ist 30 Jahre alt, die Zeiten haben sich geändert. Der Wolf ist längst nicht mehr vom Aussterben bedroht, er beeinträchtigt aber das Sicherheitsgefühl der Menschen und bedroht Nutztiere und die Alm- und Weidewirtschaft“, sagt Pernkopf.
Während der WWF und andere Tierschützer den nö. Vorstoß zum Anlass nehmen werden, um gegen den drohenden Abschuss zu protestieren, begrüßt der NÖ Jagdverband die geplante Anpassung. „Die Präsenz von Wölfen ist insbesondere in den Revieren im Waldviertel stark spürbar und beeinflusst auch die Jagdausübung. Auch wenn der Wolf scheu ist, kann es trotzdem zu Zwischenfällen kommen. Ziel muss jedenfalls sein, dass der Wolf als Raubtier die natürliche Scheu vor dem Menschen behält“, sagt Landesjägermeister Josef Pröll.
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