„Mittlerweile gibt es antivirale Medikamente, die wir sehr gezielt einsetzen können. Und wir haben sehr viel gelernt, was Hygiene-Maßnahmen und das Tragen von Masken betrifft.“
Versorgung
Wie viele andere Ärzte in Österreich auch, macht sich der 54-Jährige Gedanken, wie künftig die Versorgung von Covid-Patienten in den Krankenhäusern aussehen könnte.
„Ich glaube, dass die Zukunft der medizinischen Versorgung in diesem Bereich schon begonnen hat. Wir müssen dazu übergehen, dass es nicht eigene Einheiten oder eigene Spitäler gibt, in denen alle positiv getesteten Covid-Patienten behandelt werden. Viele von ihnen haben in Wirklichkeit ja einen anderen Aufnahmegrund und es stellt sich erst im Zuge der Spitalsaufnahme heraus, dass sie auch Covid-positiv sind.“
Deshalb sollten laut Stingl die Betroffenen auch auf den für sie zuständigen Stationen behandelt werden. „Wenn jemand einen MRSA-Erreger (Krankenhauskeim, Anm.) hat, liegt er auch auf der jeweiligen Station mit seiner Wunde in einem Isolierzimmer und wird dort ganz normal unter Einhaltung aller Hygienemaßnahmen behandelt“, betont der Leiter der Inneren Medizin am Landesklinikum in Melk.
Gemischte Gefühle
Stingl blickt grundsätzlich mit gemischten Gefühlen den kommenden Monaten entgegen. „Die Omikron-Varianten BA.1 und BA.2 sind so neu, dass wir überhaupt noch keine validen Daten haben. Wir haben vielleicht die Hoffnung, dass es aufgrund der milderen Verläufe weniger Long-Covid-Fälle gibt. Vielleicht müssen wir aber auch in ein paar Monaten feststellen, dass diese Hoffnung trügerisch war“, meint der 54-Jährige. Er glaubt, dass die Aussage von Experten, die Herdenimmunität sei tot, „völlig richtig“ sei, allerdings könne man eine Art Hintergrundimmunität bilden, die zumindest einen gewissen Schutz biete.
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