Die Post geht ab in NÖ: Weitere Schließung aus Kostengründen
Die Zahl der Postämter in NÖ ist seit Jahren rückläufig, Post Partner übernehmen in manchen Gemeinden.
Die Tage des Postamtes in der Gemeinde Gramatneusiedl (Bezirk Bruck an der Leitha) sind gezählt. Weil seit mehr als zwei Jahren Verluste geschrieben wurden und keine Besserung in Sicht sei, hat die Post AG die Schließung bei der Rundfunk- und Telekom-Regulierungs GmbH (RTR) beantragt, diese muss nun innerhalb von drei Monaten darüber entscheiden.
Bürgermeister Thomas Schwab (SPÖ) will das Unheil noch abwenden, ob er damit Erfolg haben wird, ist allerdings fraglich. Denn eine Filiale in Himberg und ein Postpartner in Ebergassing befinden sich jeweils im Umkreis von weniger als zehn Kilometern - jener Entfernung, in der laut Gesetz für jeden Bürger in Österreich eine Poststelle erreichbar sein muss.
Schwab hofft, durch eine Stellungnahme die Regulierungsbehörde noch zum Umdenken bewegen zu können und will dazu auch die Bürgermeister der umliegenden Gemeinden, die ebenfalls von der Schließung betroffen wären, um Unterstützung bitten. Und er wundert sich: "Uns ist aufgefallen, dass es einen rapiden Anstieg bei den Personalkosten gegeben hat. Von angeblich 56.000 auf 91.000 Euro in drei Jahren. Das werden wir schon noch hinterfragen." Denn der Weg nach Himberg sei vor allem für ältere Gemeindebürger trotz vergleichsweise kurzer Distanz beschwerlich.
"Strukturwandel"
Ziel der Post sei es allerdings, "auch weiterhin in Gramatneusiedl präsent zu sein", wie Sprecherin Veronika Rebentisch betont. Ein privater "Postpartner" wäre eine Möglichkeit. Umwandlungen wie diese seien "Teil eines umfassenden Strukturwandels", erklärt sie: "Seit 2008 ist das Briefvolumen um rund 60 Prozent zurückgegangen, während das Paketgeschäft stark gewachsen ist. Dieser Trend zeigt sich auch in anderen europäischen Ländern und verändert unser Netz nachhaltig."
Vor fünf Jahren hatte es in Niederösterreich noch 82 klassische Postämter gegeben - bei 357 Postpartnern. Geschlossen wurden seither unter anderem die Filialen in Willendorf am Steinfelde, Eggenburg, Weitra und Schrems. Aktuell betreibt man "rund 60 Postfilialen und mehr als 370 Postpartner", heißt es auf KURIER-Nachfrage. Die Sprecherin verweist jedoch auch auf die neu hinzukommenden "24/7 Poststationen". Mehr als 200 seien es bereits. Sie würden "den Niederösterreichern das Versenden, Abholen und Retournieren von Sendungen zu jeder Zeit ermöglichen."
Stadt als Post Partner
Eine solche "24/7 Poststation" wurde in Gramatneusiedl heuer installiert. "Da war aber keine Rede davon, dass man unser Postamt schließen will, obwohl wir nachgefragt haben", ärgert sich Schwab: "Da fühle ich mich irgendwie verarscht."
Die Suche nach Postpartnern ist in vielen Gemeinden nicht einfach. Denn aus finanzieller Sicht ist die Übernahme nicht immer besonders lukrativ.
Bürgermeister Thomas Ram (li.) ließ die Post Partner Stelle in Fischamend von der Stadtgemeinde übernehmen.
In Fischamend (Bezirk Bruck an der Leitha) hat die Stadt selbst diese Agenden übernommen, als das örtliche Postamt geschlossen wurde. Allerdings nicht, weil kein privater Betreiber gefunden werden konnte, wie Bürgermeister Thomas Ram (Liste RAM) betont: „Wir haben uns bewusst dafür entschieden, um nicht von einem Privaten abhängig zu sein, der dann vielleicht wieder aufgibt, wenn es sich nicht rentiert." Er räumt jedoch ein: "Es ist auch für die Gemeinde ein finanzieller Verlust, die Personalkosten sind hoch, aber wir bekennen uns dazu, weil wir das für die Bevölkerung anbieten wollen."
Gemeinde-Angebote beim Post Partner
Die Postpartner-Stelle werde gut angenommen. "Wir versuchen natürlich, Synergieeffekte zu nutzen und wollen bald dort auch Bürgerservice-Angebote der Stadt etablieren“, sagt Ram. Die Stadt habe einerseits jenen Mitarbeiter übernommen, der zuvor bei der Post beschäftigt war und zusätzlich eine Mitarbeiterin der Gemeinde dorthin versetzt.
Eine Alternative, die in Gramatneusiedl nicht infrage komme, wie Bürgermeister Schwab betont. Dort wäre der Betrieb für die Gemeinde selbst zu teuer.
Laut Gesetz sei man verpflichtet, ein Netz von 1.650 Post-Geschäftsstellen in Österreich aufrechtzuerhalten, um die flächendeckende Versorgung sicherzustellen, informiert Post-Sprecherin Rebentisch. "Diese Vorgabe erfüllen wir selbstverständlich und halten auch die im Gesetz festgelegten Abstandsregelungen ein: In Gemeinden mit mehr als 10.000 Einwohnern sowie in allen Bezirkshauptstädten muss für mindestens 90 Prozent der Bevölkerung eine Post-Geschäftsstelle höchstens 2.000 Meter entfernt sein. In allen anderen Regionen darf der Weg zur nächsten Post-Geschäftsstelle höchstens 10.000 Meter betragen."
"Längere Öffnungszeiten"
Postpartner seien als Alternative zu klassischen Filialen "eine moderne und bewährte Lösung". Betreiber würden von zusätzlichem Umsatz und einer höheren Kundenfrequenz profitieren. "Gleichzeitig können wir Post-Services und die wichtigsten Finanzdienstleistungen der bank99 auch in Regionen anbieten, in denen der Betrieb einer eigenen Filiale schlichtweg nicht mehr möglich wäre. Ein weiterer Vorteil von Postpartnern sind die in der Regel längeren Öffnungszeiten, auch an Samstagen."
Dass die Post auch für Online-Händler grundsätzlich wichtig sei, bestätigt Alexander Smuk, Obmann des Landesgremiums des Versand-, Internet- und allgemeinen Handels in der Wirtschaftskammer Niederösterreich: "Für den klassischen Paketversand im Onlinehandel haben sich zweifellos auch alternative Anbieter etabliert, die diese Dienstleistungen ebenso zuverlässig erbringen. Für bestimmte Leistungen, wie beispielsweise den Versand in Drittländer oder den Briefversand, ist das Postamt jedoch noch immer ein unverzichtbarer Partner, weshalb eine lokale Verfügbarkeit von großer Bedeutung ist."
Einige Empfängergruppen, wie beispielsweise ältere Menschen, würden außerdem die Abholung ihrer Sendungen in Postämtern oder bei Postpartnern gegenüber alternativen Versanddienstleistern deutlich bevorzugen.
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