Polizei will Taser für Einsätze in der SCS

Die Shopping City Süd in Vösendorf
2200 Straftaten im Jahr, Exekutive fordert Verstärkung für das größte Einkaufszentrum des Landes.

Ein Mordversuch mit der Dienstpistole eines Polizeibeamten, zwei aus dem Verkehr gezogene IS-Terrorverdächtige, 2200 Straftaten im Jahr: Die Shopping City Süd in Vösendorf (NÖ) ist mit fast 200.000 Verkaufsfläche und 4500 Mitarbeitern nicht nur eines der größten Einkaufszentren Europas; sie ist auch ein Hotspot in Sachen Kriminalität.

Zu Spitzenzeiten sind bis zu 10.000 Personen gleichzeitig in der Shoppingmall. Wegen der aktuell heiklen Situation fordert die für die Überwachung der SCS zuständige Polizei in Vösennicht nur mehr Personal, sondern auch ein Umdenken bei der Bewaffnung. Da innerhalb des geschlossenen Gebäudekomplexes der Einsatz der Dienstpistole sowie des Pfeffersprays so gut wie unmöglich ist, verlangt die Polizei nun dringend nach Tasern. Die Elektroimpulswaffe ist bisher allerdings nur Spezialeinheiten vorbehalten.

Reizgas

"Ein Schusswaffengebrauch im Einkaufszentrum wäre für alle Unbeteiligten in der näheren Umgebung lebensgefährlich. Die 9 mm-Projektile zersplittern auf dem Steinboden und verursachen Querschläger. Das fein zerstäubte Reizgas des Pfeffersprays würde sich durch die Klimaanlage im Gebäude verteilen", warnt ein zuständiger Beamter, der anonym bleiben möchte.

Wie ernst die Lage für die Beamten und Unbeteiligte werden kann, hat man vor genau einem Jahr gesehen. Eine Polizeistreife wollte den 30-jährigen Serben Stupa S. nach einem Ladendiebstahl zur Einvernahme auf die Dienststelle mitnehmen, als der Täter plötzlich beim Ausgang Nr. 4 einem Beamten seine Dienst-Glock aus dem Halfter zog und auf dessen Kopf zielte. Im Zuge des Gerangels schoss der Serbe in den Teppichboden und flüchtete. Nach dem 30-Jährigen wird noch immer international wegen Mordversuchs gefahndet. "Die Gewaltbereitschaft der Kleinkriminellen nimmt immer mehr zu. Ein Taser für die Beamten wäre die logische Konsequenz", fordert die Polizei Vösendorf.

Laut Oberst Markus Heindl habe bisher niemand diesen Wunsch im Innenministerium deponiert. Wenn, dann werde man darüber sicherlich diskutieren, erklärt der Polizeisprecher.

Das Bezirkspolizeikommando Mödling reagierte mit einem Dienstbefehl auf die erhöhte Bedrohungslage. Seit dem Winter unterstützen zusätzliche Streifen aus dem Bezirk die Polizei Vösendorf bei der Überwachung der SCS. Als Reaktion auf den Mordversuch ist es außerdem Vorschrift, dass selbst bei Ladendiebstählen nicht nur mehr eine Streife, sondern zwei angefordert werden. "Bei bis zu zehn Einsätzen pro Tag ist das personell eine ziemliche Herausforderung", meint ein Insider.

Bereits im Juli 2016 wurde deshalb ein Antrag an die Landespolizeidirektion gestellt, die Inspektion Vösendorf (derzeit 37 Beamte) personell aufzustocken. Entscheidung darüber ist allerdings immer noch keine gefallen.

Videoüberwachung

Nachholbedarf gibt es auch bei der polizeilichen Videoüberwachung des Parkplatzes. Die veralteten, analogen Geräte, zeigen den Beamten bei der Verfolgung von Straftätern deutliche Grenzen auf. Dagegen ist das Sicherheitssystem im Gebäude auf dem modernsten Stand der Technik. Außerdem patrouilliert ein eigener Sicherheitsdienst. Vom Center-Management war niemand für eine Stellungnahme zu erreichen.

Kommentare