Die Begründung seitens der Krankenhäuser lautete zunächst: Die Zimmer sollen „neutral“, „frei von religiöser Symbolik“ gehalten werden, wie die Niederösterreichischen Nachrichten berichteten. Eine Entscheidung, die jedes Landesklinikum für sich treffen könne.
Sofort trat die Landes-FPÖ in der Sache auf den Plan. Man ortet einen „Angriff auf unsere christlichen Wurzeln und Werte“, wie Landeshauptfrau-Stellvertreter Udo Landbauer per Aussendung wissen ließ. „Das Kreuz ist Teil unseres kulturellen Erbes und steht für Nächstenliebe und Hoffnung. Es ist eine Schande, dass ausgerechnet in einem Landesklinikum, einem Ort des Heilens und der Hoffnung, dieses starke Symbol entfernt wird“, kritisierte Landbauer.
Symbolträchtig
Neu sind diese Diskussionen nicht. Erst 2020 entschied sich das Wiener Krankenhaus Nord dazu, auf Kreuze in den Zimmern zu verzichten. Damals bedauerte die Erzdiözese Wien den Schritt des Krankenanstaltenverbunds. Nicht zuletzt, weil die Kreuze an den Spitalswänden auf die enge historische Verbindung zwischen der Kirche und dem Krankenhauswesen zurückzuführen sind, wie Diözesan-Sprecher Georg Schimmerl auf KURIER-Anfrage erklärt.
„Hierzulande ist das Spitalswesen erst seit Joseph II. in öffentlicher Hand, bis dahin war es ein Monopol von religiösen Gemeinschaften“, so Schimmerl. Und zwar vor allem von Ordensfrauen, schließlich hat sich der Begriff „Krankenschwester“ nicht umsonst so lange im Gesundheitswesen gehalten. Noch bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts bestand rund die Hälfte des Pflegepersonals aus Ordensmitgliedern.
Zudem seien die Kreuze in den Krankenhäusern ein Zeichen des Trosts in schwierigen Situationen. „Gott hat für mich gelitten, und Gott hat mit mir gelitten“, lautet die Botschaft. Womit freilich nicht jeder etwas anfangen könne. „Ich kann die Grundintention verstehen, dass man niemanden etwas aufzwingen will“, sagt Schimmerl.
Allerdings appelliert er dafür, dem Thema entspannter zu begegnen. „Hinter den Diskussionen steht eine weitgehend säkularisierte Gesellschaft, die mit historisch gewachsenen Symbolen, einer historisch gewachsenen Identität nicht immer umgehen kann. Aber es wird niemand zwangsbekehrt, nur weil ein Kreuz an der Wand hängt“, macht Schimmerl bewusst. Insofern sei man auch nicht glücklich darüber, wenn das Thema politisiert wird – wie derzeit in Niederösterreich.
Apropos Politik: Für die Landes-ÖVP fallen die Diskussionen um die Kreuzabnahmen unter „viel Wirbel um nichts“. Denn: „Es gibt keinen Grund zur Hysterie, das Kreuz bleibt selbstverständlich in all unseren Patientenzimmern erhalten“, so der zuständige ÖVP-Landesrat Ludwig Schleritzko auf Anfrage.
„Nur vorübergehend“
Und zwar in Form von Glaskreuzen, wie nun auch die Landesgesundheitsagentur erklärte. Wann und warum man sich für das „schlichte, moderne“ Design entschieden habe, ließ man unbeantwortet. Jedenfalls seien die alten Kreuze in Korneuburg und Stockerau nur vorübergehend abgenommen worden, und auch deshalb, weil die Zimmer saniert wurden. „Die Landesgesundheitsagentur steht selbstverständlich zu unseren christlichen Werten“, hielt man fest.
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