Feiern in der Kirche, Wohnen im Kloster: Augustinerkomplex wird saniert

Feiern in der Kirche, Wohnen im Kloster: Augustinerkomplex wird saniert
Im Frühjahr starten die Bauarbeiten. Bis dahin finden im ehemaligen Gotteshaus Veranstaltungen statt.

Die Jahre des Verfalls haben deutliche Spuren hinterlassen. Risse ziehen sich durch Mauern. Verputz blättert von Wänden. Eine hartnäckige Kälte hat sich in dem Gebäude breit gemacht, die sich so leicht auch nicht mehr aus den Räumen vertreiben lässt.

Und dennoch: Das ehemalige Augustinerkloster in Korneuburg ist ohne Zweifel eine architektonische Schönheit. Ebenso wie die barocke Augustinerkirche, die zu dem Gebäudekomplex gehört. Weshalb die AKK Liegenschaftsverwaltung GmbH der Ventana Gruppe auch rund 15 Millionen Euro in die Hand nimmt, um den Standort in einen Ort für Kultur, Wohnen und Arbeiten zu verwandeln. "Auf die grüne Wiese bauen, das kann jeder. Aber diese Gebäude wieder zum Leben zu erwecken, ist etwas Besonderes", ist Geschäftsführer Gernot Schubert überzeugt.

2019 wurde bekannt, dass die Stadtgemeinde und die Erzdiözese Wien einen Verkauf des Augustiner-Komplexes beabsichtigen. Die Stadt konnte eine Sanierung des Klosters schlichtweg finanziell nicht stemmen, und die Kirche war als Gotteshaus kaum noch genützt worden. Unter einer Reihe von Auflagen - zum Beispiel jener, dass die Gebäude zu einem Teil für die Öffentlichkeit zugänglich bleiben müssen - wurde ein Ausschreibungsverfahren gestartet, dass die Ventana Gruppe für sich entscheiden konnte. Am 18. Juni des Vorjahres wurde die Kirche schließlich entweiht

"Das ist kein Projekt fürs Geldbörsel, sondern fürs Herz", sagt Schubert. Was sich in den vergangenen Monaten, schon vor dem Start der eigentlichen Bauarbeiten, sogleich bewahrheiten sollte. Der Zustand des Gebäudes wurde eingehend geprüft. Das wenig überraschende Ergebnis: Es muss vieles getan werden, um die ehemaligen Klosterräumlichkeiten wieder sicher zugänglich zu machen. 

Feiern in der Kirche, Wohnen im Kloster: Augustinerkomplex wird saniert

Im Gang des ehemaligen Klostergebäudes ist der Verfall noch augenscheinlich. 

"Der älteste Stein, den wir gefunden haben, stammt aus dem 17. Jahrhundert", schildert Christoph Frühwirt, ebenfalls Geschäftsführer. Hinzu kommt, dass beide Gebäude unter Denkmalschutz stehen. "Und zwar jeder Zentimeter."

Boot wurde geborgen

Doch auch die bloße Räumung der 4.600 Quadratmeter großen Nutzfläche barg bereits einige Herausforderungen. "Unter einer abgehängten Decke fanden wir noch ein Boot der Wasserrettung, die früher hier untergebracht war", erzählt Frühwirt. Ganz zu schweigen von ehemaligen Gemeindewohnungen, in denen alles stehen und liegen gelassen wurde. 

Feiern in der Kirche, Wohnen im Kloster: Augustinerkomplex wird saniert

Die neuen Pläne verbinden Alt und Neu.

Bis im "K4", wie das modernisierte Kloster künftig betitelt werden wird, gewohnt, gearbeitet, gespeist und gekauft werden kann, wird es also noch dauern. Auf Entwürfen sind neben Wohnungen auch Lokale, Geschäftsflächen und viel Grün zu sehen. "Das ist ein wesentlicher Teil des Projekts", erklärt Schubert. Denn für die Stadt kam nur ein Projekt infrage, das einer Erweiterung des Stadtzentrums gleichkommt.

In der Kirche hingegen ist man den gesetzten Zielen schon deutlich näher; am vergangenen Donnerstag wurde der 20 Meter hohe Altarraum erstmals bespielt. Mit Blick auf moderne Kunstinstallationen wurde auf zwei langen Tafeln gespeist. Über dem eisernen Tor prangte auch schon der neue Name der künftigen Veranstaltungsstätte: "Augusteum".

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Beim Auftaktevent wurde unter Kunstinstallationen gespeist.

"Neben Kulturevents sind hier auch Veranstaltungen und private Feiern möglich", kündigt Melanie Lopin, die das Miet- und Kulturmanagement übernommen hat, an. Und das bereits ab 15. Juni; bis zum Herbst sind eine Reihe von Veranstaltungen im barocken Kirchenschiff geplant.

2025 dann wird mit den Bauarbeiten gestartet. Ein Knackpunkt sind die Grabungsarbeiten für die Tiefgarage. „Da werden wir wohl auch die eine oder andere Überraschung bergen“, sagt Frühwirt. Eine weitere Einmaligkeit, die dieses Projekt ausmache. „Eine Kirche kauft man ja nicht jeden Tag“, sagt Schubert. Zum Glück, wie er lachend nachsetzt.

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