Korneuburg: Kirche und Kloster haben Käufer gefunden

VonMICHAELA HÖBERTHDass eine Kirche und ein Kloster unter den Verkaufshammer kommen, passiert nicht alle Tage. Und auch nicht, dass dafür ein passender Investor gefunden wird. Nach einem mehrstufigen Bieterverfahren werden nun in Korneuburg die Augustinerkirche, die nicht mehr sakral genutzt wird, und das Augustinerkloster verkauft. Die Erzdiözese Wien als Eigentümer des Gotteshauses und die Stadtgemeinde haben sich gemeinsam zu diesem Schritt entschlossen – ein einzigartiges Vorhaben in Niederösterreich.
Die Ventana Holding GmbH ist die Gewinnerin des Verfahrens. Mit einem Kaufpreis von rund zwei Millionen sind die Gebäude ein wahres Schnäppchen, doch der Knackpunkt sind die Kosten für die Sanierung: Ventana wird bis zum geplanten Abschluss der Arbeiten 2028 satte 20 Millionen Euro investieren. Summen, die die Stadtgemeinde niemals hätte aufbringen können, wie ÖVP-Bürgermeister Christian Gepp betonte.
Widerstand
Finanzielle Argumente waren für Teile der Opposition aber nicht genug: Die FPÖ brachte in der entscheidenden Gemeinderatssitzung einen Dringlichkeitsantrag ein, unterstützt von den Neos. Für Stadtparteiobmann Hubert Keyl wird mit dem Verkauf des Klosters das Familiensilber der Stadtgemeinde verscherbelt, er beantragte, den Beschluss darüber zu verschieben.
„Es hat im Wesentlichen keine Bürgerbeteiligung stattgefunden, dieser sollte man Zeit und Raum geben“, forderte er und legte einen Initiativantrag vor, der die Vergabe eines Baurechts anstatt eines Verkaufs vorsah. Das sahen die ÖVP und die Grünen naturgemäß anders; sie setzten den Beschluss über den Verkauf mit Stimmenmehrheit durch. Die SPÖ enthielt sich ihrer Stimmen, da sie ihre Forderungen in den Verkaufsverhandlungen nicht erfüllt sah.
Ausschlaggebend für den Verkauf waren für die Stadtgemeinde und die Erzdiözese die Pläne der Ventana für das Gebäude: Kirche und Kloster sollen zum Teil öffentlich zugänglich gemacht werden, ohne dabei an Würde einzubüßen.
Die Kirche soll eine Stätte für Kunst und Kultur werden; die Stadtbibliothek wird dort ihr neues Zuhause finden, Veranstaltungsräume sind geplant – im Einklang mit dem bestehenden Denkmalschutz. Auch liturgische Feiern werden wieder mehrmals im Jahr möglich sein.
Im Kloster finden Gastronomie und Geschäftsflächen Platz, außerdem werden Mietwohnungen geschaffen. Ein Neubau soll den Gebäudekomplex ergänzen. Freiflächen werden neue Erholungs- und Freizeitmöglichkeiten im Stadtzentrum bieten. Die öffentliche Zugänglichkeit der Kirche und des Kreuzganges, der freigelegt wird, wurde auf Dauer mit einem Servitut gesichert.
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