Pendler sind von ÖBB enttäuscht

Pendler sind von ÖBB enttäuscht
Trotz Zusagen sind auf der HL-Strecke keine Pendlerzüge nach St. Pölten geplant. Betroffene im KURIER-Gespräch.
Pendler sind von ÖBB enttäuscht

1412 Pendler aus dem Bezirk Tulln fahren laut AK-Studie täglich nach St. Pölten zur Arbeit. Diese Männer und Frauen werden laut bisherigem Planungsstand nicht von den ab Dezember fahrenden Highspeed-Zügen auf der neuen Westbahntrasse zwischen Wien und St. Pölten profitieren.

Wie berichtet, wollen die ÖBB nur die Wien-Pendler auf der neuen Strecke bedienen. Menschen mit Job in der Landeshauptstadt sollen demnach weiterhin mit dem Auto, dem Wieselbus oder mit Bummelzügen auf der Nebenstrecke über Herzogenburg zur Arbeit fahren.

Der KURIER bat zwei Pendlerinnen aus Tulln, aus ihrem Alltag zu erzählen.

Margit Walter-Riesner arbeitet seit vier Jahren als angestellte Trainerin und Beraterin in St. Pölten. Sie fährt mit Öffis zur Arbeit und schafft dies nur mit viel Organisation, zwei Fahrrädern und einiger Toleranz ihres Arbeitgebers: „Zuerst fahre ich mit dem Rad zum Tullner Bahnhof, dort steige ich um sieben Uhr in den Wieselbus nach St. Pölten. Dort wartet schon mein zweites Rad, mit dem ich ins Büro fahre.“

Die Busfahrt dauert eine Stunde – zumindest theoretisch: „Der Fahrplan ist unrealistisch, der Bus kommt fast jeden Tag zu spät.“ Glücklicherweise erlaubt Walter-Riesners Arbeitgeber, die in der Früh verlorenen Minuten am Abend nachzuholen.

Teure Autofahrt

Barbara Drabek-Lautermüller arbeitet bei der AKNÖ in St. Pölten. Sie ist auf das Auto angewiesen, weil es keine passenden Öffi-Verbindungen gibt. „Der letzte Wieselbus fährt um 7.45 Uhr in Tulln ab. Das geht sich nicht aus, da ich vorher Tochter Franziska in den Kindergarten bringen muss.“ So fährt sie täglich mehr als 100 km Auto: „Das sind über 25.000 km pro Jahr nur für die Fahrt zur Arbeit.“ Auf den Kosten, die ein Vielfaches einer Öffi-Jahreskarte betragen, bleibt Drabek-Lautermüller sitzen.

Beide Frauen fühlen sich von den ÖBB in Stich gelassen: „Es wurde immer eine tolle Anbindung nach St. Pölten mit der HL-Bahn versprochen. Das war für unsere Familie einer der Gründe, nach Tulln zu ziehen,“ bringt Margit Walter-Riesner ihre Enttäuschung auf den Punkt.

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