Oranges Licht gegen das Wegschauen

Mangement des Festspielhauses St. Pölten mit LR Teschl-Hofmeister vor orangem Festspielhaus
Gewalt an Frauen in NÖ: Lockdown ist wieder eine brisante Zeit

Nicht nur das Festspielhaus in St.Pölten, auch Landeskliniken und Pflegezentren sowie andere Gebäude erstrahlen in den nächsten 16 Tagen in Niederösterreich in orangem Licht. Die internationale Kampagne „Orange The World“ ist eine von mehreren Aktionen, die wieder einmal die massive Gewalt gegen Frauen ins Bewusstsein rufen sollen.

28 Frauen wurden dieses Jahr in Österreich schon ermordet, dazu kommen 44 Mordversuche. Den traurigen Rekord gab es 2018 mit 41 Morden. 319 Frauenmorde waren es in den vergangenen elf Jahren. In NÖ wurden heuer bisher zwei Femizide registriert. Im vergangenen Jahr wurden drei ausgewiesen.

Oranges Licht gegen das Wegschauen

Landesrätinnen Teschl-Hofmeister (ÖVP) und Königsberger-Ludwig (SPÖ)

Der gerade geltende Lockdown bedingte, dass die bunte „Gewalt frei leben“-Fahne zum internationalen Tag gegen Gewalt in mehreren Städten ohne Publikum gehisst werden musste. Die Lockdown-Zeit sei zudem für Frauen eine besonders gefährliche Zeit, warnten die zuständigen Landesrätinnen Christiane Teschl-Hofmeister (ÖVP) und Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ). In früheren Lockdown-Monaten waren die Betretungs- und Annäherungsverbote für Männer um 20 Prozent gestiegen. Und heuer wurde die Zahl der Betretungsverbote mit 2.092 Fällen im Vergleichszeitraum zum Vorjahr bereits wieder überschritten.

Angst und Scham

Zielgerichtete Aufklärungsarbeit für das breite niederschwellige Hilfsangebot in NÖ, sowie den Frauen die Angst und Scham zu nehmen, um über Gewalt zu reden, sei das ungebrochene Ziel, sagte Teschl-Hofmeister. „Die Schuld für eine Gewalttat liegt immer beim Täter“, bestärkte Landesrätin Königsberger-Ludwig. Sie wies darauf hin, dass die meisten Femizide im privaten Umfeld und in Familien passieren.

Oranges Licht gegen das Wegschauen

Frauenorganisationen hissten in Amstetten "Gewalt frei leben"-Flagge 

In NÖ sind zuletzt eine Reihe von Aktionen zum Thema angelaufen. 250.000 Scheckkartenfolder mit den wichtigsten Infos, wo im Erstfall Hilfe zu bekommen ist, wurden auch in bosnischer und türkischer Sprache in Supermärkten oder Arztpraxen aufgelegt. Kontaktdaten für den Ernstfall finden sich auch als QR-Code auf 500.000 NÖM-Milchpackungen oder auf Kassabons der Handelskette Spar. Als Beratungs- und Zufluchtsstellen gibt es in NÖ zehn Frauenberatungsstellen und sechs Frauenhäuser sowie das Gewaltschutzzentrum St. Pölten mit Standorten in Wr. Neustadt und Zwettl. Kostenlose und anonyme Beratung ist auch über das NÖ Frauentelefon (0800/800 810) zu erhalten. Seit 2020 gibt es die Fachberatungsstelle gegen sexualisierte Gewalt an Frauen und Mädchen in Wr. Neustadt.

Im Zuge der internationalen Kampagnen zum Gewaltschutz tönen aus Straßburg übrigens bereits die nächsten Alarmrufe. Experten des Europarats berichteten über die Zunahme von Onlinegewalt gegen Frauen und forderten zu raschem Handeln auf. Cyberflashing, Bodyshaming oder Doxing heißen die neuen Bedrohungen. Dabei werden Frauen über das Internet mit sexualisierten Bildern, wegen ihres Aussehens oder mit persönlichen Daten denunziert und unter Druck gesetzt.

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