"Operation am offenen Herzen"
Schlicht "Bauteil 5" genannt, umfasst der am gestrigen Mittwoch im Klinikum Amstetten eröffnete Neubau 15.000 Quadratmeter Spitalsfläche. Die wichtigsten Abteilungen des Hauses wurden in fünf Jahren völlig erneuert und teilweise sogar technologisch österreichweit führend ausgebaut.
Mit einer Investition von knapp 39 Mio. Euro könne ein "sehr rundes Krankenhaus" genutzt werden, bedankte sich der ärztliche Leiter Christian Meznik. 23 Jahre sei er im Spital Amstetten tätig, ein Umbau war während dieser Zeit immer ein Thema. Der letzte Bauakt wurde wegen des Volumens, das bei vollem Betrieb durchgezogen werden musste, eine Herausforderung für die Firmen, die über 1100 Spitalsmitarbeiter und Patienten. "Es war eine Operation am offenen Herzen", erklärte Spitalslandesrat Karl Wilfing (ÖVP) das Projekt. 164.000 Ambulanzpatienten, also 450 pro Tag und knapp 23.000 stationäre Patienten würden in Amstetten pro Jahr betreut, beschrieb Wilfing den Wert des Hauses für die Region.
Die größten Bemühungen im Haus würden den Patienten gelten, dennoch stehe das Wohl der Mitarbeiter ebenfalls im Fokus der NÖ Kliniken-Holding, versicherte Wilfing. Ein im "Bauteil 5" mit errichteter Betriebskindergarten ist mit 30 Schützlingen bereits ausgelastet und muss erweitert werden. In der neuen Geburtshilfe-Station freute man sich heuer Anfang September bereits über 700 Geburten. Um 100 mehr als vor einem Jahr.
Fortschritt
Gesprächskultur
NÖ, Wien. Auch innerhalb der nö. Kliniken-Holding sei nicht alles perfekt, gestand ÖVP-Landesrat Karl Wilfing im Rahmen der Eröffnungsfeier in Amstetten ein. Aber Demonstrationen seien hier keine Option, weil es eine gute Gesprächskultur zwischen der Politik und den Ärzten gäbe, verwies Wilfing indirekt auf die Vorkommnisse in Wien. Dort waren, wie berichtet, am Montag 2000 Spitalsärzte aus Ärger über die Wiener Stadtpolitik auf die Straße gegangen.
Die Herausforderungen an die Gesundheitspolitik seien enorm, meinte Wilfing. Auf vielen Ebenen versuche man Aufgaben neu aufzuteilen, verwies er auf Überlegungen, etwa Tätigkeiten von überlasteten Ärzten auf das Diplompflegepersonal zu übertragen. Im Bemühen um neue Mediziner sei es fast schon notwendig, international auszuschreiben, sagte Wilfing. NÖ bemühe sich über die Karl-Landsteiner-Privat-Uni in Krems um eine eigene Ärzteausbildung. Im Zuge des neuen Spitalsärztegesetzes habe man in den nö. Kliniken seit 2008 zusätzlich 540 Ärzte aufgenommen, erklärte Wilfing weiter. Derzeit sind 3592 Doktoren beschäftigt.
In Wien haben gestern Vertreter der Ärztekammer und Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely, SPÖ, bei einem Gipfeltreffen vereinbart, dass mit dem Krankenanstaltenverband (KAV) in den kommenden zehn Tagen neue Gespräche über strittige Punkte, wie gestrichene Nachtdienste für die Spitalsärzte geführt werden.
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