Fast genau auf den Tag vor 80 Jahren fassten sich die beiden Polen ein Herz. Um der Schreckensherrschaft der Nazis zu entfliehen, kaperten sie auf dem Militärflugplatz in Wiener Neustadt eine Junkers JU 88A. Mit dem Kampfflugzeug wollten die Zwangsarbeiter entkommen und nach Sizilien in die Freiheit fliehen.
Militärexperte half mit
Doch ihr Fluchtversuch endete mit einem Absturz beim Bahnhof Zöbern-Ausschlag. Dieses völlig in Vergessenheit geratene Ereignis konnte durch jahrelange Recherchen wieder ans Tageslicht geholt werden. Der Wiener Neustädter Militärexperte und Bundesheer-Offizier Markus Reisner und Hobbyhistoriker Max Stiglbauer nahmen sich der Geschichte der beiden Polen an.
Stiglbauer verifizierte den Absturzort, fand Originalkarteikarten der beiden Opfer im Glowna-Institut in Warschau, sowie die Verlustanzeige des Flugzeugs im österreichischen Staatsarchiv.
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Außerdem stöberte Stiglbauer vor drei Jahren noch den Zeitzeugen Karl Tauchner aus Aspang auf. Der mittlerweile verstorbene Einheimische sah den Kampfflieger im August 1943 abstürzen. Er eilte noch zum brennenden Wrack. Den beiden Insassen war jedoch nicht mehr zu helfen. Ihre Überreste wurden zuletzt in einem anonymen „Kriegsgrab“ auf dem Friedhof in Unteraspang vermutet.
Das Innenministerium, in Österreich für die Kriegsgräberfürsorge zuständig, entschied sich heuer in enger Abstimmung mit den polnischen Behörden das Grab zu öffnen. Neben sterblichen Überresten wurden auch diverse Wrackteile und technische Gegenstände gefunden, die Experten und Flugtechniker eindeutig der alten Junkers zuordnen konnten. „Das Naturhistorische Museum half bei der Identifizierung“, erklärt Stephan Mlczoch, Leiter der Abteilung für Historische Angelegenheiten im Innenministerium.
Die schmucklose und völlig verwahrloste Ruhestätte von Stanislaw Krasoni und Ludwig Michalski wurde restauriert und die Namen der Kriegshelden im Grabstein verewigt. Damit wolle man sicherstellen, dass „diese einzigartige Geschichte und die Helden nie in Vergessenheit geraten werden“, erklärte Innenminister Gerhard Karner bei der feierlichen Kranzniederlegung am Donnerstag.
Nazi-Terror sichtbar machen
Der Gedenkfeier wohnten zahlreiche Festgäste und eine offizielle Abordnung aus der Heimat der beiden Piloten bei. Es seien genau diese menschlichen Tragödien, die den Nazi-Terror sichtbar machen, so Karner.
Konrad Graczyk, Abteilungsleiter am Institut für Nationales Gedenken in Polen und der polnische Gesandte, Janusz Styczek betonten, welche symbolische Kraft von dieser filmreifen Flucht ausgehe. „Sie sind das größte Risiko eingegangen, für die eigene Freiheit. Das Gedenken an solche Ereignisse, ist von sehr großer Bedeutung“, so Styczek in seiner Festrede.
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