Donauwasser fürs Weinviertel? Grüne kritisieren geplante Verordnung

Feldbewässerung
Verordnung für Entnahme von Donauwasser für Weinviertler Landwirte ist in Begutachtung - und regt Grüne auf.

Mit Blick auf das Unwetter am vergangenen Donnerstag und den jüngsten Regentagen mag man es kaum glauben, aber das Weinviertel gehört zu den trockensten Gegenden des Landes. Darum gibt es schon lange die Idee, die Felder mit Donauwasser zu bewässern.

Dazu wurde nun ein Entwurf für eine Verordnung der NÖ Landesregierung zur Begutachtung eingebracht - und die Grünen schlagen Alarm. Für sie ist klar: Das Wasser soll in der Region gehalten werden, bevor Milliarden für eine Donauleitung verschwendet werden. So sieht die Verordnung vor, dass jährlich bis zu 30 Millionen Kubikmeter Wasser bzw. zwölf Kubikmeter pro Sekunde aus der Donau entnommen werden dürfen.

Entnahme nur, wenn Donau genug Wasser führt

Diese maximale Entnahme dürfe "natürlich nur zu jenen Zeiten erfolgen, wenn die Donau eine ausreichende Wasserführung aufweist", betont Martin Angelmaier, Leiter der Abteilung Wasserwirtschaft im Land NÖ, auf KURIER-Nachfrage. Er bringt auch einen Vergleich: "Die Wasserführung der Donau beträgt bei Mittelwasser etwas über 1.800 Kubikmeter pro Sekunde."

Georg Ecker, Landtagsabgeordneter der Grünen ist Hollabrunner. Was ihn stutzig macht: "Wenn im Sommer still und leise eine weitreichende Verordnung in Begutachtung geschickt wird, ist höchste Vorsicht geboten", meint er. Da schüttelt Angelmaier den Kopf und meint trocken: "Die Begutachtungsfrist beträgt sechs Wochen. Also sicher länger als ein durchschnittlicher Sommerurlaub."

Angelmaier erklärt, worauf die Verordnung abzielt: "Die lokalen Grundwasserreserven des Weinviertels sollen vor einer Übernutzung geschützt werden, um damit das lokale Trinkwasser langfristig abzusichern." Darum soll die landwirtschaftliche Bewässerung zukünftig zum Teil auch mit Wasser aus der Donau unterstützt werden. Das sei durchaus keine Neuheit, man denke etwa an den Marchfeldkanal im Bezirk Gänserndorf.

Mit der Verordnung werde laut Ecker der Grundstein für ein Milliardenprojekt, eine Wasserleitung aus der Donau ins Weinviertel, gelegt, aber: "Das mag auf den ersten Blick nach einer Lösung klingen, ist aber in Wahrheit ein ökologischer und finanzielle Irrweg", meint der Hollabrunner. 

Krismer: "Das ist schlichtweg absurd!"

Helga Krismer, Klubobfrau der Grünen in NÖ, erinnert daran, dass ihre Partei seit Jahren Maßnahmen fordert, um das Wasser in der Region zu halten. "Stattdessen hat man jahrzehntelang zugelassen, dass Drainagen und regulierte Gerinne das Wasser schnellstmöglich in die Donau ableiten – und jetzt will man es von dort zurückpumpen? Das ist schlichtweg absurd!“, meint sie. 

"Das wäre zu einfach gedacht", kontert Angelmaier. Man arbeite bereits mit dem zeitweisen Einstau von Drainagegräben. Zudem mache gerade in langen Trockenperioden das Wasser aus Drainagen einen wesentlichen Anteil der Wasserführung der kleinen Weinviertler Gewässer aus. "Und bewahren diese so vor dem Austrockenen", schildert der Experte.

Die Grünen fordern jedenfalls ein naturnahes Wasserrückhaltekonzept, das wäre aus ihrer Sicht billiger, nachhaltiger und sofort umsetzbar. "Man pumpt auf der einen Seite Wasser hoch, das man vorher auf der anderen Seite wegbefördert hat – und das um Milliarden. Das ist weder klug noch zukunftstauglich“, kritisiert Ecker die geplante Donauwasserleitung. Darum hat die Öko-Partei eine Anfrage betreffend der geplanten Entnahme von Donauwasser an die Landesregierung gestellt. 

Möglichst viel Regenwasser soll in Region bleiben

Martin Angelmaier berichtet, dass angesichts der Klimaveränderungen künftig vermehrt Bewässerung erforderlich sein wird, um die Versorgung mit heimischen Lebensmitteln langfristig zu sichern. Bewässerung sei allerdings nur eine Maßnahme, um trockene Regionen an die Klimaveränderungen anzupassen. "Dabei geht es vor allem darum, möglichst viel Regenwasser in der Region zu halten." Gerade im Weinviertel wurde schon vieles umgesetzt: Etwa Hangwasserrückhaltemaßnahmen mit einem Investitionsvolumen von 22 Millionen Euro; Gerinneaufweitungen zur Abflussverzögerung und Grundwasseranreicherung.

Außerdem gebe es die Initiative "Regenwasserplan". Zehn Gemeinden haben bereits analysiert, wie mit dem Regenwasser nachhaltig umgegangen werden kann; weitere 15 sind in Vorbereitung. Zahlreiche Flächen werden zudem entsiegelt. Ein eigenes Kompetenzzentrum wurde eingerichtet, in dem Experten der Land- und Wasserwirtschaft gemeinsam Lösungen entwerfen und umsetzen. "Dazu gehören Rückhaltebecken, Hangwasserrückhaltemaßnahmen, Änderungen in der Bewirtschaftung, Speicherteiche und viele Maßnahmen mehr", zählt Angelmaier auf. 

Wie geht es nach der Begutachtung der geplanten Verordnung weiter? Stellungnahmen werden gesichtet, bewertet und gegebenenfalls eingearbeitet.

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