NÖ: Immer mehr Polizisten gehen in den Ruhestand

NÖ: Immer mehr Polizisten gehen in den Ruhestand
143 werden heuer die Arbeitswelt verlassen. Die Exekutive muss auf den Generationswechsel reagieren, es warten Herausforderungen.

44 Jahre lang sorgte er für Recht und Ordnung im Bezirk Mödling, Ende September ist nun Schluss. Oberst Peter Waldinger, Bezirkspolizeikommandant von Mödling, wird sich demnächst in die Pension verabschieden.

Dass er sein Leben in den Dienst der Sicherheit gestellt hat, habe er bis heute nicht bereut, betont er. „Ich hatte, wie viele damals in meinem Alter, diesen Berufswunsch und bin nicht enttäuscht worden.“

NÖ: Immer mehr Polizisten gehen in den Ruhestand

Oberst Peter Waldinger

Waldinger ist einer von vielen Polizisten in Niederösterreich, die im Jahr 2020 die Arbeitswelt verlassen werden beziehungsweise bereits verlassen haben. Die Zahlen sprechen jedenfalls eine eindeutige Sprache: Mit Stand Anfang September haben laut Landespolizeidirektion Niederösterreich 143 Bedienstete ihre Pensionsanträge gestellt.

Vermutlich werden es sogar noch mehr werden, weil der Antrag zur Pensionierung drei Monate im Voraus gestellt werden muss. Das heißt, dass im Dezember noch weitere Polizisten ihren Kollegen folgen könnten.

Zum Vergleich: In den Jahren 2015 bis 2019 waren es jährlich durchschnittlich 122 Exekutivbedienstete, die ausschieden.

In den kommenden Jahren wird sich dieser Trend aufgrund der geburtenstarken Jahrgänge noch verstärken. „Der Generationenwechsel ist voll im Gange“, betont auch Landespolizeidirektor Franz Popp im Gespräch mit dem KURIER.

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Polizeichef Franz Popp

Ein Personalengpass sei aber dennoch nicht zu befürchten, wird betont. Bereits in den vergangenen vier Jahren begannen 1.019 Polizisten mit der Ausbildung, auch heuer seien die Kurse voll.

Corona-Krise

Dass der Generationenwechsel keine Lücke im Polizeiwesen mit sich bringt, sei unter anderem dem System der Ausbildungsplanstellen zu verdanken, berichtet Popp. Das Modell, das noch unter Türkis-Blau entwickelt wurde, ist rasch erklärt. Während früher für jeden Pensionsantritt ein junger Mann oder eine junge Frau in die etwas mehr als zweijährige Ausbildung geschickt wurde, wurde in den vergangenen Jahren das Budget erhöht und mehr Plätze in den Kursen geschaffen.

Die Corona-Krise, so hofft man, könnte zudem dafür sorgen, dass der Zulauf zur Exekutive noch weiter steigt. „Wir sind ein attraktiver Arbeitgeber. Das zeigt sich auch in Zeiten der Krise, wo besonders die Privatwirtschaft von den wirtschaftlichen Folgen betroffen ist“, sagt Popp.

Herausforderungen

Dennoch steht die Exekutive vor Herausforderungen, wie auch Waldinger zu berichten weiß. So liege im einsatzstärksten Bezirk des Bundeslandes das Durchschnittsalter der Polizisten bei 33 Jahren. „Das ist sehr jung. Sie sind dadurch sehr engagiert, aber großteils noch unerfahren“, sagt Waldinger.

Wegen der Größe des Bezirkes Mödling kommen die Beamten von überall aus dem Bundesland. „Leider wollen sie nach ein paar Jahren aber an eine Dienststelle nahe ihres Wohnorts wechseln“, so der Noch-Bezirkschef. Dadurch herrsche eine sehr hohe Fluktuation.

Flughafen

Laut Johannes Luef, Vorsitzender der Polizeigewerkschaft in Niederösterreich, ist die Situation trotz der vielen Polizei-Anwärter nicht immer einfach. „Vor allem dann, wenn an einem Dienstposten gleich mehrere Personen in einem Jahr in Pension gehen.“

Zudem erinnert er daran, dass vor allem in Niederösterreich große Herausforderungen auf die Polizisten warten. „Schon allein der Flughafen Wien-Schwechat bindet in Summe rund 600 Beamte. Wenn dort das System nach der Krise wieder ganz hochgefahren wird, dann müssen natürlich auch wieder genügend Polizisten da sein.“

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