NÖ: Erst Warnschuss treibt Wolf in die Flucht
Wie berichtet, gibt es am Truppenübungsplatz Allentsteig (Tüpl) ein Wolfsrudel. Es handelt sich um ein Paar und seine Jungen – wie viele es sind, wisse man derzeit nicht, da es noch keine genetische Auswertung gebe, sagt Oberst Andreas Berger von der Tüpl-Jagdverwaltung.
Einem Tier jedenfalls ist am 15. August ein Jäger begegnet.
Als es bereits dunkel war, war er mit seinem Hund auf dem Weg zum Auto, als ein Wolf auftauchte. Der Jäger versuchte, ihn zunächst mit Rufen zu vertreiben – erfolglos, erst ein Warnschuss zwang das Raubtier in die Flucht.
„Dem Jäger ist nichts passiert. Der Wolf hat die natürliche Fluchtreaktion vermissen lassen – aus welchen Gründen auch immer“, bestätigt Berger den Vorfall. Den ersten bekannten Fall in Niederösterreich, bei dem das Raubtier beim Antreffen eines Menschen nicht automatisch den Rückzug angetreten hat.
Die Konsequenz: Ein Bescheid der zuständigen Verwaltungsbehörde, der Bezirkshauptmannschaft Zwettl, der Warnschüsse als Vergrämungsmaßnahme auf Basis der nö. Wolfsverordnung vorsieht. So sollen Wölfe vertrieben werden, die die Scheu verloren haben und sich Menschen auf weniger als 50 Metern nähern. „Dabei muss man auf die Sicherheit achten. Es darf dem Jäger, dem Tier und auch anderen Personen, die sich in der Nähe aufhalten, nichts passieren“, betont Aldin Selimovic, Wolfsbeauftragter der Veterinärmedizinischen Universität Wien.
Ob die Maßnahme sinnvoll ist? „Das ist situationsabhängig. Der Wolf muss lernen, dass er mit dem Warnschuss gemeint ist. Durch den Lärm wird in jedem Fall erreicht, dass das Tier die Gegend verlässt. Aber ob die Verknüpfung zwischen Mensch, Lärm und Gefahr erreicht wird, kann man nicht voraussagen“, sagt der Experte.
Es ist das erste Mal, dass so ein Bescheid in NÖ ausgegeben wurde. Er gilt vorerst bis Jahresende in neun Jagdgebieten für die dort jagdberechtigten Personen.
Ursache
Die Maßnahme und das Vorgehen der Behörden werden vom Landesjagdverband NÖ unterstützt, wie es in einem Statement heißt. „Der Wolf als Raubtier sollte jedenfalls die natürliche Scheu vor dem Menschen behalten. Daher hat das Land Niederösterreich vor einigen Jahren als erstes Bundesland die Wolfsverordnung eingeführt, die für derartige Fälle vorgesehen ist.“
Warum sich der Wolf am Tüpl dem Jäger genähert hat, ist unklar. Wichtige Details fehlen laut Selimovic: „Wir wissen nicht, ob in der Nähe ein Riss war und er sein Futter verteidigen wollte, oder Jungtiere. Wir können nur raten – und das tue ich nicht gerne“, sagt der Wolfsbeauftragte. Seit vier Jahren sei er selbst im Rahmen des Wolfsprojekts am Tüpl unterwegs und noch nie sei es zu einer solchen Situation gekommen. „In der Regel sucht der Wolf nicht Kontakt zu Menschen, sondern läuft davon.“ Sollte man dennoch einem begegnen, gelte es Ruhe zu bewahren, versuchen sich durch Laute dem Wolf bemerkbar zu machen, ihn durch Rufe vertreiben und abwarten.
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