NÖ: Ein Lichtblick am tristen Arbeitsmarkt

NÖ: Ein Lichtblick am tristen Arbeitsmarkt
MAGMA hat in Gramatneusiedl die Langzeitarbeitslosigkeit sinken lassen - im Gegensatz zu Restösterreich.

Der monatliche Blick auf die Arbeitsmarktzahlen hinterlässt ein tristes Bild. Eine Erholung ist kaum in Sicht, so lange die Corona-Pandemie die Wirtschaft weiterhin im Griff hat. Da helfen schon kleine Lichtblicke, um ein wenig positiver gestimmt zu werden.

Einer davon ist das Projekt MAGMA in Gramatneusiedl (Bezirk Bruck an der Leitha). Dort werden Langzeitarbeitslose mit einer Jobgarantie gezielt in Arbeitsprozesse zurückgeholt. Mit Erfolg, wie die ersten Monate trotz Corona bereits zeigen.

Die Gemeinde Gramatneusiedl zählt rund 3.700 Einwohner. 121 Personen davon sind derzeit arbeitslos gemeldet, davon 57 Frauen. Sieben waren im Februar Langzeitarbeitslose (länger als ein Jahr arbeitslos), vor einem Jahr waren es noch 19.

Sven Hergovich, Landesgeschäftsführer des Arbeitsmarktservices (AMS) NÖ zu der Entwicklung: „Während die Zahl an Langzeitarbeitslosen österreichweit bedingt durch die Folgen der Corona-Krise auf dem Arbeitsmarkt steigt, nimmt sie in Gramatneusiedl um 63,2 Prozent ab. In absoluten Zahlen verzeichnet Gramatneusiedl den stärksten Rückgang an langzeitarbeitslosen Personen.“

Wissenschaft begleitet

Die Entwicklung ist eines der ersten Ergebnisse des Projekts MAGMA. Das Wort steht für „Modellprojekt Arbeitsplatzgarantie Marienthal“. Vorbild ist die Studie „Die Arbeitslosen aus Marienthal“ aus dem Jahr 1933, wo die Folgen der Arbeitslosigkeit wissenschaftlich untersucht worden sind.

Auch diesmal begleitet die Wissenschaft, konkret die Universitäten von Oxford und Wien, diese Initiative des AMS Niederösterreich. Sie ist im Vorjahr gestartet worden und auf drei Jahre angelegt. Ziel ist es, die jährlichen Kosten für einen Arbeitslosen von rund 30.000 Euro pro Person in die Schaffung von Jobs zu stecken und Betroffenen damit eine Arbeitsplatzgarantie zu geben. Hergovich: „Mithilfe der Forscher, die in Summe drei Studien durchführen, werden wir prüfen, welche Effekte wir mit der Förderung von Beschäftigung statt der Finanzierung von Langzeitarbeitslosigkeit erzielen.“ Die Wissenschafter führen die Studien über die ökonomischen, sozialen und gesundheitlichen Auswirkungen auf Langzeitarbeitslose sowie mögliche Übertragungseffekte auf den Arbeitsmarkt durch. Mit anderen Worten: Wie ändert es das Leben der Betroffenen, wenn sie um das gleiche Geld einen Job ausüben können und nicht in der Arbeitslosigkeit verharren müssen.

Aktuell nehmen 48 Jobsuchende aus Gramatneusiedl an dem Projekt teil. Immer wieder gelingt es Teilnehmern, so den Einstieg in den ersten Arbeitsmarkt schaffen. Zuletzt hat im März ein weiterer Teilnehmer das Projekt verlassen, weil er ein fixes Dienstverhältnis gefunden hat. Um bei MAGMA mitmachen zu können, muss man einen Vorbereitungskurs absolvieren und erhält danach für das Projekt einen Dienstvertrag – man ist also nicht mehr arbeitslos. Ziel ist es, diese Menschen wieder am Arbeitsmarkt unterzubringen. Für alle jene, bei denen sich trotz dieser 100-prozentigen Lohnkostenförderung kein Betrieb finden lässt, werden zusätzliche Dienstverhältnisse im gemeinnützigen Bereich geschaffen und finanziert.

Ob und wie das Projekt über Gramatneusiedl hinaus ausgerollt wird, hängt von den Ergebnissen ab. Für Sven Hergovich geht es hier um Ideen, „von denen alle Langzeitarbeitlosen profitieren können“.

„Wissen noch nicht, wie sich der  Lockdown auswirken wird“

Für AMS-Landesgeschäftsführer Sven Hergovich ist es momentan sehr schwer, sichere Prognosen über die Entwicklung des Arbeitsmarktes in Niederösterreich abzugeben. Wenn in der kommenden Woche die März-Zahlen veröffentlicht werden, wird es wohl prozentuell einen Rückgang gegenüber dem Vergleichsmonat im Vorjahr geben können, weil es da den ersten harten Lockdown gegeben hat.

Insgesamt werden sich die Zahlen aber nicht gerade positiv entwickeln. Dazu kommt, dass jetzt für Ostern ein neuerlicher, vorerst kurzer Lockdown für die Ostregion verkündet worden ist. Sven Hergovich: „Wir wissen noch nicht, wie sich der neuerliche Lockdown auswirken wird.“

Im Februar sind in NÖ 68.391 Personen (77.648 inklusive Schulungsteilnehmer) arbeitslos gemeldet gewesen. Das war ein Anstieg um 15,6 Prozent gegenüber dem Februar 2020. Ein deutlicher Sprung nach oben, obwohl NÖ dabei weiterhin den geringsten Anstieg aller Bundesländer verzeichnete. Österreichweit war die Arbeitslosigkeit in diesem Monat um 30,8 Prozent angestiegen.

Langzeitarbeitslose waren in NÖ 15.476   gemeldet, um 58,1 Prozent mehr als im Februar 2020. Österreichweit war diese Zahl sogar um 82,5 Prozent auf 88.367 Personen gestiegen.  Am stärksten gestiegen ist die Arbeitslosigkeit in den Bezirken Waidhofen/Ybbs Mödling, Korneuburg, Schwechat, Scheibbs und Bruck, am wenigsten im Waldviertel.

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