NÖ: Aufregung um geplante Schottergrube in Gerasdorf

S8-Ausbau
Betreiber sieht sich Hetzkampagne ausgesetzt. Politik und Bürger wollen Projekt verhindern.

In Gerasdorf (Bezirk Korneuburg) möchte der lokale Unternehmer Leopold Kovanda eine Schottergrube errichten. Passenderweise gegenüber seines Betonwerks im Osten der Stadt. Allerdings liegt das Gebiet, in dem die fünf Hektar große Schottergrube geplant ist, auch nahe einer Siedlung.

Anrainer laufen gegen das Projekt Sturm. „Wir haben bereits 1.400 Unterschriften gegen die Schottergrube gesammelt und auch die Stadtpolitik ist gegen das Projekt“, erzählt eine besorgte Bürgerin und bekennende Gegnerin des Projekts dem KURIER.

Politik gegen das Projekt

Der Korneuburger Nationalratsabgeordnete Andreas Minnich (ÖVP) hat zudem im Parlament eine Petition gegen das Projekt eingebracht. Auch die in der Stadt regierende SPÖ stellt sich dagegen und unterstützt jegliche Aktionen gegen die Schottergrube.

Dennoch dürfen rund 200 Hektar, die aktuell als landwirtschaftliche Fläche genutzt werden, laut Raumordnungsprogramm zur „Sand- und Kiesgewinnung“ verwendet werden. Das Recht dürfte also aufseiten des Unternehmers Kovanda liegen.

Projektgröße reduziert um UVP-Verfahren zu entgehen?

Eingereicht wurde das Projekt mit einer Größe von fünf Hektar. Zunächst waren 9,07 Hektar geplant, wie das Unternehmen dem KURIER bestätigt. Laut der Sprecherin der Firma Kovanda, wurde das Vorhaben von der Behörde einer Vorprüfung unterzogen und aus schalltechnischer sowie naturschutzfachlicher Sicht positiv beurteilt. Trotz allem hat Kovanda die Projektgröße reduziert. „Aus meiner Sicht hat das damit zu tun, weil man so einem UVP-Verfahren entgeht und machen kann, was man will“, meint die Anrainerin.

Stimmt so nicht, entgegnet Kovanda: „Obwohl erste positive Rückmeldungen der Behörde vorlagen, wurde das Projekt insbesondere von der Stadtgemeinde von Beginn an massiv bekämpft.“

Weiters wurde von der Stadtgemeinde in Aussicht gestellt, alle Schritte zu setzen, um das Projekt zu verhindern, so das Unternehmen. Aus diesem Grund habe man reduziert, da „dieses keinesfalls UVP-pflichtig ist“. Kovanda meint, man nehme den Druck der Gemeinde ernst und wolle dennoch 100 Arbeitsplätze in der Stadt sichern. Bürgermeister Alexander Vojta (SPÖ) war für eine Stellungnahme zu dem Projekt für den KURIER nicht zu erreichen.

Ackerflächen für Ausweitung

Für die Anrainerin ist damit die Messe allerdings noch nicht gelesen. „Insgeheim versucht das Unternehmen, rund um die geplante Schottergrube, Ackerflächen zu kaufen, um das Projekt im Nachhinein zu vergrößern“, meint die Projektgegnerin.

Dem entgegnet Kovanda: „Sollte es tatsächlich eine Erweiterung des Abbaus geben, wird mit großer Wahrscheinlichkeit ein UVP-Feststellungsverfahren zu führen sein. In diesem Verfahren wird die Frage zu beantworten sein, ob durch die Änderung mit erheblichen schädlichen, belästigenden oder belastenden Auswirkungen auf die Umwelt zu rechnen ist. Erst der Ausgang dieses Verfahrens wird also zeigen, ob eine UVP erforderlich ist oder nicht.“ Grundsätzlich sieht sich Leopold Kovanda einer Kampagne ausgesetzt. Die Unternehmerfamilie soll im Ort beschimpft werden und es soll auch bereits Drohungen gegen Leib und Leben gegeben haben.

Kurios ist, dass eine geplante öffentliche Verhandlung in Sachen Naturschutz- und Wasserrecht für den 30. November wegen der Corona-Pandemie abgesagt wurde. Eine zweite Verhandlung im Genehmigungsverfahren, an der nur Beteiligte und Parteien teilnehmen dürfen, findet allerdings trotzdem statt.

Kommentare