Niederösterreich: Millionenregen vor der Landesschau
So etwas hat es in der Geschichte der nö. Landesausstellungen noch nicht gegeben. Gerade einmal neun Stunden, nachdem in St. Pölten bekannt gegeben wurde, dass Wiener Neustadt das Rennen um die Austragung 2019 gemacht hat, wurde in Wiener Neustadt Dienstagabend bereits mit 250 Gästen darauf angestoßen und gefeiert.
Unter dem Titel "Füße – Felgen – Flügel" soll die Ausstellung die Entwicklung der Mobilität von den Habsburgern bis ins Heute und in der Zukunft zeigen. Aber ist die Stadt und die Region auf den Ansturm von 300.000 bis 400.000 Besuchern überhaupt gerüstet? Laut Stadtchef Klaus Schneeberger bedarf es dafür noch viel Arbeit und vor allem Investitionen. Als Größenordnung werden 25 Millionen Euro genannt, die vor allem vom Land NÖ kommen. Welchen Anteil die schwer defizitäre Stadt davon stemmen muss, ist noch unklar. Laut Schneeberger werde dieser Teil aber durch "frisches" Geld aufgebracht, die eingeleitete Budget-Sanierung sei dadurch nicht gefährdet.
Die Verkehrsanbindung der Stadt werde als großer Pluspunkt gewertet. Größtes Manko ist hingegen die mehr als bescheidene Unterbringungssituation. Wiener Neustadt verfügt über viel zu wenig qualitative Gästebetten. Das könnte sich allerdings schon bald ändern. Die Pläne für ein neues Drei- bis Viersterne-Hotel mitten im Stadtpark sind konkreter denn je. Es gäbe bereits an die zehn Interessenten für den Betrieb eines 120-Betten-Hauses. "Vielleicht können wir schon demnächst eine Lösung präsentieren", weiß Schneeberger schon mehr, als er verraten möchte.
Was bereits fest steht, sind die zentralen Ausstellungsräume der Landesschau: Einerseits wird mit den Kasematten – eine unterirdische Befestigungsanlage aus dem 16. Jahrhundert – ein besonderes Stück Wiener Neustädter Geschichte adaptiert. Andererseits wird das Stadtmuseum mit der angeschlossenen mittelalterlichen Kirche St. Peter entsprechend saniert. Auch die Militärakademie, das Stadtzentrum und das Neukloster sollen eingebunden werden. Alle diese Destinationen liegen nur wenige Gehminuten von einander entfernt.
Ein genaues Konzept wird in den kommenden Monaten erarbeitet. "Noch 2016 soll der Architekturwettbewerb abgeschlossen sein", sagt der Leiter der NÖ Landesausstellung, Kurt Farasin. Schon im Mai will man die Bevölkerung bei einem Bürgerfest über die Pläne informieren. Bei der Einbindung der Region will man sich ein Beispiel an der Landesausstellung 2015 im Mostviertel nehmen. Für Markus Fürst, Geschäftsführer der Wiener Alpen, sind "ergänzend zur Infrastruktur von Wiener Neustadt, die Stärken des Umfeldes gezielt zu nützen." Über die Themen Kultur, Kulinarik, Natur und Wandern soll die Region von der Buckligen Welt bis zur Hohen Wand und Rax an der Landesausstellung partizipieren.
Fairer Verlierer
Um die Ausstellung beworben hatte sich auch Baden bei Wien. Thema hier: 100 Jahre Ende der Monarchie. "Natürlich bedauern wir, dass wir nicht zum Zug gekommen sind, aber wir respektieren die Entscheidung und die gute Wiener Neustädter Bewerbung", meint ÖVP-Bürgermeister Kurt Staska.
Mit mehr als 280.000 Besuchern schloss im Vorjahr das Landesausstellungsexperiment "Ötscher:Reich" erfolgreich ab. Erstmals wurde eine Landesschau mit drei Schauplätzen innerhalb eines Landesviertels veranstaltet. Das Konzept ging auf, denn das Projekt sorgte zusätzlich für touristischen Aufschwung und viel allgemeines, öffentliches Interesse am Naturpark rund um den Ötscher.
Im Ausstellungsort Neubruck, wo rund um den Industriepionier Andreas Töpper die Geschichte der Eisenverarbeitung dargestellt wurde, soll auch nach dem Ausstellungsjahr keine Ruhe einkehren. 17 Gemeinden und drei Banken des Bezirkes Scheibbs haben vor der Schau das Töpperschloss samt umliegenden Industrieareal gekauft, um darin einen Gewerbepark zu installieren. Am Ziel, das mit vielen Landesmillionen renovierte Töpper-Gelände mit 70.000 Quadratmetern Nutzfläche nachhaltig mit Firmen und Arbeitsplätzen zu beleben, wird kräftig gearbeitet.
Start
"Ab Februar wird es hier Monat für Monat lebendiger werden", kündigt Stefan Hackl, der Geschäftsführer Leaderregion NÖ Eisenstraße an. Sein fünfköpfiges Team sowie das Management der interkommunalen Neubruck Immobilien GmbH sind bereits in die neuen Büros eingezogen.
Mit viel Interesse wird beobachtet, wie sich das ebenfalls in der Töpperresidenz gegründete "Coworking Space" entwickelt. Insgesamt werden hier 24 Arbeitsstellen für moderne Einmannbetriebe angeboten. Ein Videoproduzent, ein Web-Designer und ein Architekt starten im Februar. Beschlossen ist auch die Übersiedelung der Mostviertel Tourismus GmbH mit 15 Beschäftigten ab April von Wieselburg ins Schloss. Folkloristisch und gastronomisch wird es durch einen Gastwirten ab April belebt. Prunkräume und Hof werden speziell für Hochzeiten angeboten. Sechs Zeremonien sind für 2016 bereits gebucht.
Vier Firmen, die Holzbaufirma "Passivhaus Eisenstraßebetrieb", der Wasserschneckenproduzent Hydroconnect und der Konditor Reschinsky sowie ein Auto-Einsteller haben sich im Gewerbepark eingekauft.
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