Papierindustrie: Mit Premiumpapier und Energieeffizienz aus der Krise

Effiziente Dampfrückgewinnung drängt in der papierfahrik kematen/Ybbs den Gasanteil zurück
Nach einem Schockmoment mit Kündigungen im Vorjahr kommen aus den zwei traditionsreichen Neusiedler Papierfabriken des Mondi-Konzerns im Bezirk Amstetten wieder optimistischere Meldungen. Für die Werke in Kematen/Ybbs und in Ulmerfeld/Hausmening ist eine neue Epoche angebrochen. Mit der völligen Umorientierung auf Premium-Papier für den Druck und die gehobene Verpackungsbranche sowie vor dem Abschluss stehenden Großinvestitionen werden die Standort zukunftsfit gemacht.

Managing Director Florian Döbl zeigt im Schauraum stolz die Premium-Produkte seiner Werke
Ein im Internet kursierendes Video über den spektakulären Sondertransport eines 23 Meter langen Stahlkessels ins Ybbstal gilt als ein kleiner symbolischer Akt im Rahmen der Neustrukturierung. Es handelt sich um einen Dampfspeicher für das Werk Kematen, in dem bisher verpuffte Energie komprimiert wird. Ins Zellulose- und Papierwerk Kematen werde der größere Teil des 20-Millionen-Pakets investiert, schildert Florian Döbl, der die Neusiedler-Werke seit dem Sommer leitet.
Dort werden weiters ein neuer Laugenkessel und eine energieeffizientere Zellstofftrocknung installiert. Ebenso wurde die Dampfturbine ertüchtigt. Auch in Hausmening steht mit der Erneuerung des Dampf- und Kondensat-Systems die Energieeffizienz im Fokus.
Gasanteil sinkt
Bei einer Jahresproduktion von 180.000 Tonnen Papier und 40.000 Tonnen Zellstoff drängt die bessere Nutzung des vorhandenen Dampfes für die Trocknung und die Stromerzeugung das zugekaufte Gas als Energieträger deutlich zurück. "Natürlich senkt das die Kosten“, sagt Döbl.
Der um ein Viertel geringere Gasverbrauch sowie deutlich geringere Emissionen bei Treibhausgasen und Stickstoff-Oxiden seien Teil einer nachhaltigen Firmenstrategie. Innerhalb des Konzerns hätten die Fortschritte in der Energieeffizienz sogar Vorbildwirkung.

Neusiedler-Werk in Ulmerfeld/Hausmening
So werden in den Neusiedler-Werken ausschließlich Hackgutabfall aus nahen Sägebetrieben sowie Zellulose verarbeitet, die aus nachhaltig arbeitenden Forstwirtschaften stammen. "Wir produzieren ausschließlich Qualitätspapier und unsere Kunden verlangen sämtliche Zertifizierungen“, so Döbl.
Mit der 500-köpfigen Belegschaft, davon 40 Lehrlingen, die in einer eigenen Lehrwerkstätte in neun Berufen ausgebildet werden, hätten die Produktionsstätten einen wertvollen Rückhalt, versichert Döbl. Er hat selbst 20-jährige Arbeitserfahrung bei Mondi. Die im Frühjahr 2023 aufgrund des Kostendrucks beim AMS angemeldete Zahl von 160 Kündigungen musste man zum Glück nicht ausgeschöpfen, so Döbl.
Natürliche Fluktuation und vorzeitige Pensionierungen hätten die Zahl an möglichst sozial verträglich gestalteten Kündigungen gesenkt. Mitarbeiterprogramme, Gesundheitsprojekte und Ausbildungen in den weltweiten 100 Werken des Konzerns, dessen Headquarter sich in Wien befindet, seien wichtiger Teil in der Firmenstrategie, versichert der Managing Director Döbl.
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