Neue Piloten braucht das Land: Flugpolizei hebt mit Verspätung ab

Eigentlich hätte die nagelneue Flugeinsatzstelle der Polizei im Cobra-Headquarter in Wiener Neustadt längst in Betrieb gehen sollen. Von außen sieht die Anlage bereits „wie aus dem Ei gepellt“ aus. Aber eine Elektrofirma, die nicht zum Zug gekommen war und die Vergabe beeinspruchte, hat den Zeitplan gehörig durcheinander gewürfelt. Die Bautätigkeiten wurden zunächst nur mit Leerverrohrungen und Kabelschächten fortgesetzt und erst später mit der Elektrotechnik bestückt.
Damit konnte der zwölf Millionen Euro teure Hangar für acht Helikopter, Flugschule und Wartungszentrale dem Innenministerium nicht wie geplant im Jänner übergeben werden. Die Übergabe wird frühestens im Juli stattfinden. In Betrieb gehen wird die neue Einsatzstelle aus heutiger Sicht dann erst Ende 2023.
Die Verzögerung ist auch der Grund, weshalb vor wenigen Tagen die sieben neuen Pilotenanwärter ihren Job noch in der alten Flugeinsatzstelle in Wien-Meidling angetreten haben. Während die Polizei händeringend von Vorarlberg bis ins Burgenland nach Nachwuchs sucht und derzeit kaum genügend Anwärter für die Grundausbildung findet, ist ein Cockpit in einem der 18 Helikopter ein heiß begehrter Arbeitsplatz.

Es gab mehr als zehnmal so viele Bewerber wie freie Stellen. 80 Kandidaten haben sich in einem Auswahlverfahren um die Pilotenausbildung gematcht. Nur die sieben Besten sind zum Zug gekommen. „Die Ausbildung zum Piloten gehört sicher zu den größten Herausforderungen innerhalb des Exekutivdienstes“, erklärt Innenminister Gerhard Karner (ÖVP). Zusammen mit der interimistischen Leiterin der Flugpolizei, Ulrike Hutsteiner, hat er den sieben angehenden Piloten beim einen Besuch abgestattet.
Antreten zur Eignungsprüfung dürfen nur Beamte, die nach ihrer Grundausbildung bereits zwei Jahre im Außendienst als Polizist tätig waren. Der Grund dafür ist einfach erklärt: „Man muss die Polizeiarbeit kennen, um später in den Einsätzen optimal mit den Bodenkräften zusammenarbeiten zu können“, sagt Michael Korvas, der die Hubschrauberflugschule der Polizei leitet.
„Bekanntlich bringen die schwierigsten Geburten die besten Kinder“, fand Wiener Neustadts Bürgermeister Klaus Schneeberger (ÖVP) einst treffende Worte für die unendliche Geschichte rund um die Verlegung der Flugpolizei-Einsatzzentrale von Wien nach Niederösterreich. Eigentlich hatte der damalige ÖVP-Innenminister Wolfgang Sobotka bereits 2016 den Spatenstich für den Hangar abgehalten, sein blauer Nachfolger Herbert Kickl hatte die Reform der Flugpolizei allerdings kurz darauf abstürzen lassen. Nach dem neuerlichen Regierungswechsel wurden die alten Pläne dann doch Jahre später umgesetzt.
Für zwölf Millionen Euro wurde ein Hangar für acht Helikopter gebaut. In einem zweigeschossigen Neubau daneben wird die Hubschrauberschule, der Wartungsbetrieb und die Büros untergebracht. 6.250 bieten Platz für die Maschinen, 45 Piloten, Techniker und Verwaltung. Nach einer neuerlichen Verzögerung während des Baus ist der Vollbetrieb für Ende 2023 geplant. Die Flugpolizei betreibt acht Standorte in Österreich.

Gerhard Karner und Ulrike Hutsteiner und Bernhard Treibenreif beim Kursstart der sieben angehenden Piloten in der Flugeinsatzstelle Wien-Meidling
Risiko
Wer eignet sich besonders für den Job? Beim Eignungstest werden Anwärter auf Konzentrations- und Merkfähigkeit, das räumliche und numerische Verständnis sowie auf ihr Risikobewusstsein und Belastungsfähigkeit getestet.
Bestandteil ist außerdem ein medizinischer Test sowie ein Hearing. Spätestens bei der letzten Stufe des Auswahlverfahrens – Überprüfung der sensomotorischen Fähigkeiten – trenne sich die Spreu vom Weizen. 15 Prozent der verbliebenen Kandidaten schaffen die Hürde nicht. Bis zu 18 Monate dauert es, bis die Polizisten den Berufshubschrauberpilotenschein mit Nachtsichtflugberechtigung erlangen. Die Trainingsflüge finden am zivilen Flugplatz in Bad Vöslau statt.
Erst danach erfolgt die Berechtigung für das Pilotieren des Einsatzhelikopters Airbus H135 sowie ein Außenlande- und ein Hochgebirgskurs – sprich das Fliegen bei extremen Wetterlagen und dünner Luft in großer Höhe. „Es dauert annähernd fünf Jahre, bis neue Piloten einen erfahrenen Kollegen mit allen Einsatzberechtigungen ersetzen können“, erklärt Korvas.
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