Nach Mord an Rentnerin: "Die älteren Damen haben Angst“

Tatort-Ermittler vor dem Haus des Opfers in Thomasberg
Bankmanager steht unter Verdacht, wohlhabende Frau erschlagen zu haben. Der KURIER begab sich auf Lokalaugenschein.

Ein Justizbeamter bewacht rund um die Uhr auf der Intensivstation des Landesklinikum Wiener Neustadt den renommierten Bankmanager (61), der im Verdacht steht, am Montagabend in Thomasberg im Bezirk Neunkirchen eine wohlhabende Kundin ermordet zu haben. Auf der Flucht war der Mann auf der Autobahn in einen Lkw gerannt.

Die in der Region als erfolgreiche Bauunternehmerin bekannte Emma Schwarz (85) wurde in ihrem Haus vermutlich mit einem schweren Sparstrumpf voller Münzen erschlagen. Das Corpus Delicti lag in der Nähe der Leiche. Eine Obduktion soll klären, ob auch mit einem anderen Gegenstand auf den Kopf der Frau eingeschlagen wurde, erklärt der Sprecher der Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt, Erich Habitzl.

In Thomasberg und Edlitz, zwei Gemeinden, die sich ein Ortszentrum teilen, herrscht nach der Bluttat Fassungslosigkeit und Bestürzung. Bei einem Lokalaugenschein des KURIER ist kaum jemand anzutreffen, der die 85-jährige Rentnerin nicht kannte. „Ihr Vater und sie hatten eine große Baufirma und Grundstücke. Sie haben jahrzehntelang fast alle Gebäude hier errichtet. Schrecklich ist das, was ihr passiert ist“, berichtet Berta Traint.

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Berta Traint kannte das Opfer schon lange

Auch Bürgermeister Engelbert Ringhofer, immerhin seit 26 Jahren im Amt, kannte die 85-Jährige seit seiner Kindheit. „Ich kann mich noch genau erinnern, als ihr Vater, der Baumeister, mit seinem VW-Käfer tödlich verunglückte. Das ist sicher schon 40 Jahre her. Ab da musste sich die Tochter um den Betrieb kümmern“, sagt der Ortschef. Einen Mann oder Lebensgefährten an ihrer Seite gab es nie.

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Bürgermeister Engelbert Ringhofer

Frühstücksrunde

Auch in der Kaffeeecke des Nah&Frisch-Kaufhauses von Martin Freiler war die Gräueltat Mittwochfrüh das Gesprächsthema Nummer eins. „Gerade die älteren, alleinstehenden Damen haben Angst. Ihnen bereitet so ein Zwischenfall natürlich Sorge. Heute in der Früh waren bei uns alle Zeitungen sofort ausverkauft. Jeder wollte sich über den Fall informieren“, schildert Freiler. Schon die Schwester und der Schwager des Mordopfers wurden vor drei Jahren von einer rumänischen Band in ihrem Haus überfallen und misshandelt.

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Martin Freiler betreibt den Nah&Frisch

Heiß debattiert wurden in der Frühstücksrunde auch die Finanzen der als wohlhabend bekannten Frau. Dass sie Boulevardmedien auf der Titelseite gleich zur „Millionärin“ machten, halten viele für überzogen.

Dass es bei der Bluttat mutmaßlich um Geld ging, kann man sich im Ort aber sehr gut vorstellen. Die frühere Unternehmerin war bekannt für ihren Geschäftssinn und soll sehr genau auf ihre Finanzen geachtet haben. „Es gab finanziell bei ihr sicher einiges zu holen“, lautet die vorherrschende Meinung.

Auch Alois Piribauer, der nur ein paar hundert Meter von der Pensionistin entfernt wohnt und sie ebenfalls gut kannte, war von der Wende in dem Mordfall überrascht: „Zuerst dachten alle, dass irgendeine Bande oder ein Einbrecher sie umgebracht hat. Es hat ja jeder den Polizeihubschrauber und die schwer bewaffneten Polizisten am Abend gesehen“.

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Alois Piribauer sieht von seinem Haus aus den Tatort

Festnahme

Auch wenn der 61-jährige Akademiker und Private-Banker noch auf der Intensivstation liegt, wurde von der Staatsanwaltschaft die Festnahme angeordnet. „Sobald es der Gesundheitszustand zulässt, wird er einvernommen und in die Justizanstalt Wiener Neustadt überstellt“, sagt Habitzl.

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