Mordversuch erfunden? Jetzt ist das "Opfer" in Haft, ihr Ex-Freund frei

Mordversuch erfunden? Jetzt ist das "Opfer" in Haft, ihr Ex-Freund frei
Aufgrund seiner eingeschränkten Sehleistung konnte 41-Jähriger nicht der Täter sein. Wurde ihm etwas in ein Getränk gemischt?

„So ein Fall“, sagt Rechtsanwalt Arthur Machac, „ist mir in meiner gesamten Laufbahn noch nicht untergekommen. Dabei habe  ich damals eine Zeit lang sogar Estibaliz Carranza, die sogenannte Eislady, vertreten, die wegen Doppelmordes verurteilt wurde.“

Tatsächlich könnte der Fall, der derzeit das Landeskriminalamt Niederösterreich und die Staatsanwaltschaft Korneuburg beschäftigt, Stoff für einen Fernsehkrimi liefern. Es geht um ein Netz aus Lügen und Vorwürfen und um einen Mann, der vermutlich unschuldig im Gefängnis saß.

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Am 17. Mai wurde der 41-Jährige, der von Machac vertreten wird, in einer Gemeinde im Weinviertel festgenommen. Der erste Verdacht der Polizei: Der Mann  habe seine 31-jährige Ex-Lebensgefährtin attackiert, im Bauch der Frau entdeckten Ärzte später tatsächlich eine sieben Zentimeter lange Messerklinge. 

Den Polizeinotruf  hatte die zehnjährige Tochter gewählt. Das Mädchen erzählte, dass sie den Angreifer mit einem Schuss aus einer Schreckschusspistole in die Flucht  getrieben habe.

Methanol im Getränk

Doch im Laufe der Ermittlungen wurden die Fahnder immer skeptischer.  Sie waren sich bald sicher, dass an den Schilderungen des vermeintlichen Opfers etwas  nicht stimmen konnte.   Dass es Zweifel gibt, liegt auch am gesundheitlichen Zustand des 41-Jährigen.

Der Niederösterreicher ist beinahe blind, seine Sehkraft beträgt nur noch drei Prozent. Hätte er den Messerangriff deshalb überhaupt durchführen können? Ein Sachverständiger hat an der Version der Frau jedenfalls große Zweifel. Zudem soll sich  die heutige Ex-Lebensgefährtin des Mannes bei einer Tatortrekonstruktion in Widersprüche verwickelt haben.

Auserzählt ist der Fall damit noch nicht, denn gegen die Frau liegen noch weitere Verdachtsmomente vor. Konkret geht es um den 8. Juli 2022, als die 31-Jährige ihrem damaligen Lebensgefährten bei einer Feier ein „Spezialgetränk“ gemixt haben soll.

Der 41-Jährige trank, am nächsten verspürte er zunächst einen leichten Kater. Doch mit jeder Stunde, die verging, verschlechterte sich der Zustand des Mannes. Schließlich musste er mit dem Notarztwagen in ein Krankenhaus gebracht werden. Vier Tage lang lag der Niederösterreicher im Koma, nachdem er aufwachte, stellten die Ärzte laut Krone eine nahezu vollständige Erblindung fest.

Untersuchungen ergaben, dass sich in dem Getränk der Giftstoff Methanol befunden hatte. Ob dahinter Absicht steckte, oder einfach nur Flaschen verwechselt wurden, ist derzeit noch Gegenstand von Ermittlungen, erzählt ein Kripo-Beamter.

Testament

Dass der 41-Jährige noch lebt, grenzt jedenfalls an ein Wunder. Denn im November 2022 musste er abermals in Spital eingeliefert werden. Der Mann hatte aufgrund einer tiefen Schnittverletzung viel Blut verloren, seine Lebensgefährtin behauptete, dass er einen Selbstmordversuch unternommen hatte. Der 41-Jährige bestreitet das vehement. Vielmehr sei er nach einigen Muffins, die sie zubereitet haben soll, in einen Tiefschlaf gefallen. An mehr könne er sich nicht mehr erinnern.

Wäre der Niederösterreicher gestorben, hätte seine Lebensgefährtin laut Testament drei Millionen Euro geerbt. Jetzt sitzt sie in U-Haft.

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