Mit der E-Card zum Schnapserl in den 24-Stunden-Hofladen
Die Nachfrage nach regionalen Produkten ist groß. Die Corona-Krise rückte die Produzenten vor der eigenen Haustüre in den Blickpunkt. Im Boom der vielerorts gegründeten bäuerlichen Selbstbedienungsläden hat ein Mostviertler Heurigenbetreiber nun österreichweit einen Akzent gesetzt. In seinem täglich 24 Stunden geöffneten „Schmankerl-Eck“ kann er auch Alkohol, vor allem Most und Schnäpse, verkaufen. Jugendlichen ist der Zutritt nämlich verwehrt.
„Für mich war es Voraussetzung, dass nicht jeder in den Laden hineinkommt“, schildert Josef Zeiner aus Zeillern seine Überlegungen, bevor die alte Milchkammer auf seinem traditionellen Heurigenhof in einen Selbstbedienungsladen umgebaut wurde. Feiner Most und edle Brände sind neben den Räucherfleischprodukten die Markenzeichen am Hof. Diese Produkte sollten unbedingt im neuen Shop verfügbar sein. Doch Minderjährigen ohne Erwachsenbegleitung musste der Zutritt in jedem Fall verwehrt bleiben. In den herkömmlichen Hof-läden ist das Verkaufspersonal gesetzlich für den Schutz der Jugend vor Alkoholmissbrauch verantwortlich.
„Ich habe überall Ausschau gehalten, aber in Österreich keine fertige Lösung gefunden“, schildert der Pionier an der Moststraße die Suche nach einer effektiven elektronischen Zugangssicherung. Gefunden hat er sie mit einem Partner in Taiwan. Um in den von mittlerweile 17 bäuerlichen Produzenten mit Getränken und Mostviertler Fleisch- und Käseschmankerl bestückten Laden zu gelangen, muss die Kundschaft das Kartenlesegerät am Eingang bedienen. Zeiner: „Es muss die E-Card, der Führerschein oder ein Personalausweis zum Alterscheck durchgezogen werden. Die Bankomatkarte funktioniert dabei nicht“. Die Daten der Kunden werden nicht gespeichert.
Hightech bestimmt auch das Geschehen im Ladeninneren das Geschehen mit. Eine Videoüberwachung soll hungrige Diebe abschrecken, elektronische Produktverrechnung über ein Strichcodesystem den ehrlichen Feinschmeckern das Leben erleichtern.
Corona-Turbo
Doch die Hauptsache im „Schmankerl-Eck“ ist das Angebot an frischen Produkten. Rohmilch und auch Wildfleisch der Zeillerner Jäger soll es ebenfalls bald geben. Produkte mit regionaler Herkunftsbezeichnung werden immer mehr geschätzt.
Viele Bauern installieren deshalb zu ihren Hofläden jetzt auch Selbstbedienungshütten, bestätigen Fachreferentinnen der Landwirtschaftskammer, sowohl in NÖ als auch bundesweit regen Beratungsbedarf. Sie raten gesetzliche Vorgaben genau zu beachten.
Auch Neider sind hellhörig geworden. In Kärnten wurden die ersten Bauern wegen der Öffnungszeiten mit Anzeigen konfrontiert. In NÖ finden sich viele Läden unter dem Dach von „So schmeckt NÖ“ wieder. Den Ab-Hof-Verkauf gibt es grundsätzlich bei fast bei allen 600 Mitgliedsbetrieben, berichtet Marlene Laschober. 50 von ihnen betreiben eigene Hofläden, ungefähr 30 auch bereits Selbstbedienungsshops.
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