Missbrauchsvorwurf: Eine Nonne nannte sie eine "Edelhure"

Missbrauchsvorwurf: Eine Nonne nannte sie eine "Edelhure"
Ein Pfarrer schwängerte in NÖ eine Minderjährige. Die Ermittlungen wurden wieder aufgenommen.

Fast ein Jahr ist es her, als Clara D. (Name geändert, Anm.) mit ihrer Geschichte an die Öffentlichkeit ging. Clara D., heute 41 Jahre alt, wurde als Minderjährige in den 1990er-Jahren in einem Hollabrunner (NÖ) Nonnenheim geschwängert. Es sei niemals eine Liebesbeziehung gewesen, betonte Clara D. von Anfang an. Ihre Zwillingsmädchen wurden zur Adoption frei gegeben. Das Landeskriminalamt übernahm die Ermittlungen, doch im vergangenen Jänner stellte die Staatsanwaltschaft Korneuburg das Verfahren ein. Jetzt wird allerdings wieder ermittelt, bestätigt Friedrich Köhl, Sprecher der Staatsanwaltschaft. Ein Drei-Richter-Senat hatte dem Fortführungsantrag von Clara D. stattgegeben.

Clara D. hat eine schwierige Geschichte hinter sich. Schon ehe sie ins Nonnenheim kam, wurde sie sexuell missbraucht. In dem Heim lernte sie den Priester kennen – mit 17 erwartete sie von ihm Zwillinge. Es sei eine Liebesbeziehung gewesen, wurde vonseiten der Kirche immer wieder betont.

Keine Gefühle

Vor den Ermittlern schilderte der Geistliche die „Beziehung“ etwas anders. Clara sei verliebt in ihn gewesen. "Und wie." Von seiner Seite hätte es allerdings "keine besonderen Gefühle" gegeben. Es sei einfach passiert. "Es war ein sexuelles Verhältnis." Allerdings, so seine Aussage, ein freiwilliges. Dass Clara zu dem Zeitpunkt minderjährig war, habe er nicht gewusst. "Sie hat damals schon sehr viel gelogen, sie war problematisch von Anfang an. Ich weiß deshalb nicht, wie alt sie war. Sie war ein junges Mädchen."

"Sie lügt sich was vor"

Er bezweifelt auch seine Vaterschaft – die er übrigens damals sofort anerkannt hatte. Clara sei "auch immer wieder in der Disco" gewesen. "Ich habe nicht überprüft, ob ich wirklich der Vater bin." Den Geburtstag seiner Kinder weiß er nicht.

Und auch eine Nonne stellt Clara D. als Lügnerin hin. "Sie hatte damals keine Moralansichten. Sie lügt sich was vor." In der Erinnerung der Glaubensfrau sei Clara über alle Ohren in den Priester verliebt gewesen. "Er sagte ihr damals immer, er werde zwar am Tag Pfarrer bleiben, aber in der Nacht bei ihr sein. Dafür verurteile ich ihn, dass er das arme Mädchen so getäuscht hat damals." Doch auch die Nonne schiebt Clara die Schuld zu, beschreibt sie sogar als eine "Edelhure". Clara D. selbst treffen die Aussagen. "Sie wollen mich in ein schlechtes Licht rücken, um sich selbst zu schützen", sagt sie. Dass die Ermittlungen wieder aufgenommen worden sind, gibt ihr Mut. Ursprünglich, so meinte die Staatsanwaltschaft, seien ihre Aussagen zu widersprüchlich gewesen.

Der Geistliche selbst ist nach wie vor dienstfrei gestellt. Das kirchliche Verfahren in der Glaubenskongregation in Rom ist noch nicht abgeschlossen.

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