"Mein Mann starb, weil Polizisten ihm ärztliche Hilfe verweigerten"

Kremserin war am Begräbnis ihres Vaters in Polen – und verlor am selben Tag ihren Mann.

Einen Albtraum hat Maria Haiderer aus Krems am 27. Mai in ihrem Geburtsland Polen erlebt: Am selben Tag, an dem sie beim Begräbnis ihres Vaters war, starb ihr Mann in Polizeigewahrsam. "Die Beamten haben uns anfangs verspottet und erst die Rettung gerufen, als es schon zu spät war. Obwohl ich sie mehrmals darum gebeten habe", erzählt die Witwe erschüttert.

Am Abend nach der Totenfeier für ihren Vater spazierte Haiderer mit ihrem Ehemann Herbert Moravec, ein pensionierter Hofrat der nö. Landesregierung, in Częstochowa (Tschenstochau) zurück zum Hotel.

Dabei kamen sie über einen Platz, auf dem ein öffentliches Rockkonzert stattfand. "Da hat mich ein Mitarbeiter einer Security-Firma angesprochen und gesagt dass er meine Tasche kontrollieren will. Er hatte dabei eine sehr aggressive Körpersprache", berichtet Haiderer. Darauf habe ihr Mann, der hinter ihr ging und kein Polnisch versteht, den Security angeschrien: "Lass meine Frau in Ruhe". Maria Haiderer, die gerade ihren Reisepass hervorkramte, bemerkte plötzlich, dass vier oder fünf Personen auf ihrem am Boden liegenden Ehrmann knieten. "Wie es dazu gekommen ist, habe ich nicht mit bekommen", erklärt sie.

Herzkrank

Die Securitys riefen die Polizei, die das Ehepaar im Streifenwagen mitnahm und erklärte, beide werden für 48 Stunden festgehalten. "Schon im Auto habe ich ihnen erklärt, dass mein Mann herzkrank ist", sagt Maria Haiderer.

Auf der Polizeiwache wurden beide auf Alkohol getestet. "Als ich wieder nach einem Arzt für meinen Mann verlangte, drohten mir die Polizisten, mich in eine Ausnüchterungszelle zu sperren, wenn ich nicht aufhöre. Und das, obwohl der Bluttest bei mir 0,2 Milligramm Alkohol ergab. Inzwischen saß mein Mann zusammengesunken auf einem Sessel, war grau im Gesicht und Flüssigkeit lief aus seiner Nase", schildert Haiderer.

Die Polizisten hätten auch gedroht, dass das Paar einen Rettungseinsatz selbst bezahlen müsse, falls Moravec simuliere. Doch als der Arzt schließlich kam, konnte er nur noch feststellen, dass Morawec – er saß immer noch reglos auf dem Sessel – bereits tot war.

Nun ermittelt die polnische Staatsanwaltschaft.

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