Mauer: Widerstand gegen Neurologie-Abzug wächst

Mit 90 Betten wird rund ein Viertel der Bettenkapazität im Klinikum Mauer ausgelagert
Bereits 10.000 Protest-Unterschriften und Petitionsunterstützer für Klinikum Mauer

Mauer. Die geplante Absiedelung der Neurologie aus dem Landesklinikum Mauer erhitzt weiter die Gemüter. Die große Unterstützung für eine Unterschriftenaktion im Raum Amstetten und für eine Onlinepetition zeigt das deutlich. Kommunikations- und Informationsdefizite heizen die Debatte an. Helmut Krenn, einer der beiden Vorstände der NÖ Landesgesundheitsagentur (LGA), wird deshalb am kommenden Mittwoch mit der Belegschaft im LK Mauer zusammentreffen.

Gut 5.500 Unterschriften und 4.500 Unterstützer der Onlinepetition an den NÖ Landtag binnen weniger Tage, dokumentieren den Unmut. Doch seitens der LGA-Manager werden gegenüber dem KURIER auch gewichtige Gründe für die Umstrukturierung genannt. So brächte die Absiedelung der 90 Betten nach Amstetten und in eine freie Station im LK Melk ein Einsparungsvolumen von 67 Millionen Euro, teilte LGA-Sprecher Bernhard Jany mit.

Damit sind wohl großteils Sanierungskosten für die Neuro-Station in Mauer gemeint. Was aber für den dortigen Betriebsratschef Wolfgang Schoder nicht schlüssig ist. „Wir haben hier bei der Neurologie noch 15 Jahre keinen Sanierungsbedarf“, behauptet er. Hinterfragenswert wäre, welche Investitionen in Amstetten und Melk notwendig sind „um nur annähernd das Angebot für die neurologischen Bedürfnisse zu erreichen, wie wir sie derzeit haben“, sagt Schoder.

Der Belegschaftssprecher stemmt sich auch gegen den von der LGA und politischen Vertretern genannten Vergleich, dass im Areal des LK Mauer eines der modernsten Bildungszentren Europas entsteht. Schoder: „Das begrüßen wir, doch den Bildungscampus kann man nicht mit 90 Betten, die der Gesundheit der Bevölkerung dienen, aufwiegen“.

Bildungscampus

Mauer: Widerstand gegen Neurologie-Abzug wächst

Vier Pavillons im historischen Jugendstilensemble von Mauer werden zum Bildungscampus ausgebaut

Das medizinische Bildungszentrum, das bis 2022 um 16,8 Millionen Euro in vier historischen Pavillons für 230 Schüler eingerichtet wird, soll eine imposante Sache werden. Die Ausbildung im Gesundheitsbereich erfolgt dann im Mostviertel an zentraler Stelle. Grund- und Sonderausbildungen wird es hier geben. Auch eine neue Unterrichtsform, der „dritte Lernort“, an dem die Praxis an Modellen oder Patientendarstellern trainiert wird, ist geplant. Ihre Praktika können die Schüler in den fünf Mostviertel-Kliniken absolvieren, so LGA-Sprecher Jany.

Als falsch nennt die LGA die jüngst von den Betriebsräten genannte künftige Zahl von nur mehr 82 Neuro-Betten für das Mostviertel. Demnach werden im Klinikum Amstetten 64 Akutbetten und 28 Reha-Betten in Melk eingerichtet. Wohin acht weitere Wachkomabetten kommen, ist derzeit noch unklar.

Mauer: Widerstand gegen Neurologie-Abzug wächst

Betriebsratsobmann Wolfgang Schoder

Gesprächsbereit

Betriebsrat Schoder dazu: „Bei unserer Betriebsversammlung am Mittwoch hatten wir diese Information nicht“. Die Betriebsräte wollen gesprächsbereit bleiben, vor allem für „vernünftige Maßnahmen“. Die Akutbetten der Neurologie im LK Amstetten zusammenzuziehen sei sicher „keine unvernünftige Lösung“, ließ Schoder erstmals gegenüber dem KURIER mit einer Kompromissvariante aufhorchen.

Kommentare