Massentourismus: Freiwillige bringen Berge auf Vordermann
Es heulen die Motorsägen, mit Bohrmaschinen werden Haken in die Felswände gebohrt, Lawinen- und Hangsicherungen angebracht und umgestürzte Bäume aus dem Weg geräumt. Der Massentourismus in den Wiener Hausbergen wie Schneeberg und Rax hat seine Spuren hinterlassen.
Um die oft unerwünschten Nebenerscheinungen des Gipfelsturms zu beseitigen, stellen sich seit mittlerweile sieben Jahren bis zu 20 Freiwillige jedes Jahr eine Woche lang in den Dienst der guten Sache. Dort, wo die Hälfte des gesamten Wiener Trinkwassers aus der glasklaren Kaiserbrunnquelle im Höllental (Bezirk Neunkirchen) entspringt, endet dieses Wochenende das Bergwaldprojekt des Österreichischen Alpenvereins (ÖAV) und der Naturfreunde.
2017 hatten die Stadt Wien als Besitzer des Quellschutzwaldes im Raxgebiet und die beiden alpinen Vereine die besondere Aktion erstmals ins Leben gerufen. Freiwillige Mitglieder aus verschiedensten Bundesländern kommen eine Woche lang im Sommer zusammen, um gemeinsam an der Instandhaltung der stark frequentierten Wanderwege und Klettersteige der Berggebiete zu arbeiten, erklärt dazu die Projektleiterin der Naturfreunde, Regina Hrbek. Die Bergrettung steht den Helfern mit schwerem Gerät und geländegängigen Fahrzeugen tatkräftig zur Seite.
Wandern und Klettern erfährt seit einigen Jahren einen gewaltigen Boom, erklärt Wiens Forst- und Klimadirektor Andreas Januskovecz. Seit der Pandemie haben man auch im Höllental und auf Rax und Schneeberg viel mehr Tourismus als davor. Dazu komme der Klimawandel. „Wenn es in Wien unerträglich heiß ist, suchen die Leute hier Abkühlung“, sagt Januskovecz.
Der Ansturm habe nicht nur gute Seiten. Zum Leidwesen der Natur entstehen abseits der markierten Wege und Steige immer wieder Trampelpfade, Touristen lassen Dosen, Plastik, Zigarettenstummeln und anderen Müll zurück.
Deshalb sei die Besucherlenkung gerade im Quellschutzgebiet oberstes Gebot. „Die vernünftige Markierung der Wege hat Priorität, da die Besucher die offiziellen Wanderpfade nicht verlassen sollten“, sagt Hrbek.
Winterstürme
Die ganze Woche über wurden Wanderwege neu markiert und ausgeschildert, die Routen von Latschen befreit und die von Unwettern und Windwurf zerstörten Stellen repariert beziehungsweise neu gebaut.
Witterungsbedingt sind viele Steige erodiert und müssen abgesichert werden, um passierbar zu bleiben. „Es geht vorrangig um die Sicherheit der Alpintouristen, denn intakte Steige und gut passierbare Wege können Leben retten“, erklärt Hrbek, die ihr Lager mit den knapp 20 Teilnehmern des heurigen Bergwaldprojekts traditionell im Weichtalhaus aufgeschlagen hat. Hüttenwirtin Manuela Grabherr-Gappmayer ist bekannt für ihre gute Küche. Sie beteiligt sich auch am „Klimaschmankerl“ der Naturfreunde. Unter dem Titel „Klima retten mit Genuss“ setzen Almen und Hütten für einen ökologisch grünen Fußabdruck einen fleischlosen Schwerpunkt auf der Speisekarte.
➤ Mehr dazu: Veggie statt Schnitzerl
Genügend Freiwillige für die schweißtreibende und körperlich „extrem fordernde“ Arbeit in den Bergen zu finden, sei kein Problem. Die Aktion ist beliebt, weil sie „bergaffinen Menschen allen Alters die einmalige Möglichkeit bietet, Einblicke in die wichtige Arbeit der Alpinvereine zu bekommen“.
Kommentare