„Manege unfrei“: Zirkusse gestrandet

„Manege unfrei“: Zirkusse gestrandet
Gleich mehrere Zirkusse sitzen nach der Winterpause in Niederösterreich fest. Die Versorgung ihrer Tiere ist problematisch

„Das ist unser Traum und unser Leben, das wir nicht aufgeben wollen, aber die derzeitige Situation macht uns schon großes Kopfzerbrechen“, sagt Jamaine Spindler und blickt mit gerunzelter Stirn auf die Einzäunung, hinter der Dromedare gemütlich Heu kauen. Doch gemütlich ist die Situation für den Circus Candy derzeit gar nicht. Gleich zu Beginn der Tournee durch Niederösterreich wurde die Zirkustruppe durch das Coronavirus gestoppt. Jetzt sitzt man auf einer Wiese in Berndorf (Bezirk Baden) fest und weiß nicht, wie es weitergehen soll.

„Vor zwei Wochen hätte unsere Tournee begonnen. Berndorf war unsere erste Station“, erzählt Spindler. Erste Vorstellungen konnten noch – mit reduzierter Besucherzahl – stattfinden, dann kam das Aus. Die Einschränkungen durch Maßnahmen gegen das Coronavirus machen auch vor der bunten Welt in der Zirkusmanege nicht Halt. Vorstellungen sind verboten, alle weiteren Spielorte haben abgesagt, der Zirkus sitzt nun auf der Wiese im Berndorfer Ortsteil St. Veit fest und weiß nicht weiter.

„Wir sind eigentlich aus Deutschland, leben aber schon seit 20 Jahren in Österreich. Zirkus hat bei uns in der Familie seit fünf Generationen große Tradition“, erzählt Spindler. Im Winter gastierte man sechs Wochen mit dem Weihnachtszirkus in Baden, jetzt ist man gestrandet.

Versorgungsproblem

„Der Grundbesitzer ist nett, wir dürfen zum Glück vorerst hier bleiben“, sagt Spindler. Aber keine Vorstellungen bedeuten natürlich auch keine Einkünfte. „Wir haben 20 Tiere, Kamele, Ponys, Ziegen, Hunde. Die Tiere fragen nicht, ob es eine Pandemie gibt, die haben Hunger“, sagt Spindler.

Ein älteres Ehepaar, das regelmäßig Futter vorbeibringt, hat die Zirkusfamilie auf die Idee gebracht, einen Aufruf über Facebook zu starten. „Wir würden zwar lieber Vorstellungen spielen, aber vielleicht möchte uns ja jemand helfen“, meint Spindler. Infos gibt es direkt beim Zirkus:  0660 / 1655443.

Familienzirkus

Die Versorgung der zehn Pferde, der Schar Tauben des Hundes und natürlich ihrer drei Kinder bereitet der Direktorin des Zirkus "Don Eduardo", Andrea Schotten, derzeit große Sorgen. Wegen der Corona-Krise ist das Gastspiel in Amstetten geplatzt. Der Zirkus hat nun sein Quartier im nahen Gewerbepark bei Kematen/Ybbs aufgeschlagen. Dort seien auch schon erste kleinere Futterspenden eingetroffen, berichtet die Direktorin. Doch den Betrieb nun längere Zeit ohne finanzielle Einnahmen aufrecht zu halten, sei eine riesige Herausforderung, hofft Schotten ( 0660/ 804 4563) auch auf die eine oder andere finanzielle Hilfe.

„Manege unfrei“: Zirkusse gestrandet

Zirkuschefin Andrea Schotten und ihre Tochter bitten um Hilfe

Im Ybbstal in Waidhofen an der Ybbs hat den deutschen Kleinzirkus "Penelli" das gleiche Schicksal ereilt. Eine 16-köpfige Zirkustruppe, Pferde, Ziegen und Hunde haben hier statt dem Gastspiel ein Notlager aufgeschlagen. Der örtliche Tierschutzverein hat sich bereits im Namen der Zirkusleute mit einem Hilfsappell an die Bevölkerung gewandt. Aber auch aus dem nahen Enns in OÖ, wo der Zirkus "Alex Kaiser" festhängt oder aus Eggenburg im Waldviertel mit dem Zirkus "Belloni" werden ähnlich dramatische Situationen geschildert. 

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