Literarisches Andenken an eine versunkene Welt
„Ich komme aus der Welt eines österreichischen Dorfjuden. Geboren wurde ich am 18. August 1914 in Krumbach, eine liebliche Ortschaft, mit einer Bevölkerung von etwa 2.000 Seelen mit drei jüdischen Familien. Mit Wehmut denke ich zurück an dieses Traumland meiner Jugend. Wir lebten friedlich und litten nie an irgendwelchem Judenhass.
Der Ortspfarrer Herr Justin Sedlaczek kam jeden Kol Nidre-Abend [Versöhnungstag, Jom Kippur] in unser Bethaus, setzte sich in die letzte Bankreihe und ging bei Ende des Gottesdienst[s] wieder nach Hause. Einmal predigte er, dass die jüdische Familie Blum [ ] wohl die religiöste in der Gemeinde wäre. Dort wird die Schabbatruhe und alle Vorschriften eingehalten.“
Mit diesen Kindheitserinnerungen Frédéric Blums taucht man ein in „Eine versunkene Welt. Jüdisches Leben in der Region Bucklige Welt – Wechselland“. Der Sammelband dokumentiert das Schicksal der jüdischen Bevölkerung der Buckligen Welt während der NS-Zeit.
Ein 21-köpfiges Team regionaler Heimatforscher rund um die Historiker Johann Hagenhofer, Werner Sulzgruber und Gert Dressel trug in den vergangenen zwei Jahren akribisch Informationen, Fotos und Interviewaussagen aus fast allen Gemeinden der Region zusammen. Nun wurde das umfangreiche Material in einem Buch zusammengefasst.
Buchpräsentation
Vorgestellt wird dieses offiziell am 22. März 2019 im Festsaal des Gemeindeamts Bad Erlach (Bezirk Wiener Neustadt-Land). Landeshauptmann a.D. Erwin Pröll wird die Festansprache halten, die Autoren des Projektes werden Rede und Antwort stehen. Die Forschungsarbeiten sollen im neuen Museum für Zeitgeschichte in Bad Erlach ausgestellt werden, das am 7. April 2019 seine Eröffnung feiern wird.
Frédéric Blums Geschichte endete übrigens am 2. Februar 2000 in Montreal. Der wiedergegebene Text wurde von Blum 1998 verfasst und an Krumbacher Historiker übersandt.
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