Ein Besuch in der Vergangenheit

Die Bürgermeister Traude Gruber und Hans Rädler mit Hans Hagenhofer, Miriam Jaron, Orli Gryngauz, Uri und Judith Winkler
Eine jüdische Familie kehrt zurück in den Bezirk Wiener Neustadt-Land, von wo im Jahr 1938 vertrieben wurde.

„Das Schrecklichste in den Erzählungen unserer Eltern war, als sie erkennen mussten, wie sich innerhalb einer Woche Nachbarn und Freunde gegen die Juden wandten. Der Hass war plötzlich da“, erzählt Uri Winkler. Die Umstehenden schweigen.

Uri Winkler betrachtet die Gedenktafel in Hochwolkersdorf (Bezirk Wiener Neustadt-Land). Hier wurde sein Onkel Kurt Winkler geboren, von hier wurde dieser im März 1938 vertrieben. Zwölf Jahre war er alt,  mit seiner Familie kam er bei Verwandten in Wiener Neustadt unter. Dort traf er Judith Gerstl  (später Winkler), seine zukünftige Ehefrau. Bis zu den Novemberpogromen blieben die Familien, danach flüchteten sie nach Israel, wo die Winklers heute noch leben. Und wo Kurt Winkler 2016 verstarb.

Zum Gedenken an die Geschehnisse vor 80 Jahren luden Bundeskanzler Sebastian Kurz und Bildungsminister Heinz Fassmann 70 Holocaustüberlebende aus Israel nach Wien ein, darunter Judith Winkler und ihre Schwester Herta Jaron sowie deren Sohn Uri Winkler und Tochter Orli Gryngauz. Kurzfristig wurde entschieden, auch Hochwolkersdorf zu besuchen.

 

Hochwolkersdorf Besuch aus Israel Holocaust jüdisches Museum

Die Bürgermeister Traude Gruber und Hans Rädler mit Hans Hagenhofer, Miriam Jaron, Orli Gryngauz, Uri und Judith Winkler

Autor Johann Hagenhofer erinnerte bei einer Gedenkveranstaltung  anlässlich des besonderen Besuchs  an die hervorragende Integration der Juden in Hochwolkersdorf. Sie wurden von der plötzlich zutage tretenden offenen Feindseligkeit vollkommen überrascht. Trotzdem gab es  Menschen, die sich der Unmenschlichkeit entgegenstellten. So unterstützte etwa die Familie Dienbauer ihre Nachbarsfamilie Winkler, trotz strengster Verbote. Die Freundschaft zwischen den beiden Familien besteht bis heute.

Museum in Bau

Hagenhofer beschäftigte sich in den vergangenen Jahren gemeinsam mit dem Historiker Werner Sulzgruber mit der jüdischen Bevölkerung in der Buckligen Welt. Die Ergebnisse sind ab 7. April 2019 im im Rahmen der NÖ Landesausstellung neu gegründeten Bad Erlacher „Museum für Zeitgeschichte“ zu sehen. Das Museum wird in dem ehemaligen Wohnhaus der jüdischen Familie Hacker untergebracht sein. Der Anbau an das Museum, wo Veranstaltungen und Wechselausstellungen beheimatet sein werden, ist bereits fertig gestellt, nun geht es ans Einrichten. Bereits vor seiner Eröffnung ist das Museum ein Anziehungspunkt, eine 40-köpfige Reisegruppe aus Wien hat sich bereits angemeldet.

Museum für Zeitgeschichte Bad Erlach

Hier lebte einst die jüdische Familie Hacker. Jetzt entsteht in den Räumlichkeiten das "Museum für zeitgeschichte"

„Dieses Museum ist eine große Freude für uns. Vielen Dank,“ sagt Uri Winkler zum Abschied. Wahrscheinlich, dass dies nicht sein letzter Besuch in der Buckligen Welt war.

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