"Feldzug gegen die Bauern"

Von den 600 Tieren überlebten 200 den Ausfall der Belüftungsanlage nicht (Symbolbild)
Bürgermeister will Schweinemastbetrieben einen Riegel vorschieben.

Lichtenwörth zählt in etwa zehn Mal so viele Schweine wie Bürger. An die 30.000 Tiere sind zu Spitzenzeiten in den Schweinemastbetrieben der Ortschaft untergebracht. Mit drastischen Mitteln versucht SPÖ-Bürgermeister Harald Richter einer weiteren Zunahme des Bestandes den Riegel vorzuschieben. Unter scharfen Protesten der ÖVP hat er Dienstagabend im Gemeinderat per Verordnung eine Bausperre für Tierhaltungsbetriebe im Ortskern verhängt und eine Umwidmung aller "Bauland Agrar"-Flächen auf "Bauland Kerngebiet" beantragt. Die Bauernschaft spricht von einem "Existenz gefährdenden Angriff" gegen ihre gesamte Berufsgruppe. "Das Thema wurde mit den Landwirten im vorhinein nicht besprochen, sondern einfach per Dringlichkeitsantrag eingebracht. Der Bürgermeister vergisst, dass ganze Familien von der Landwirtschaft leben", sind Norbert Koch und Robert Brandl von der ÖVP außer sich.

Tradition

Die Schweinehaltung hat in Lichtenwörth lange Tradition. "Als wir uns vor Jahren unter dem Vorvorgänger des Bürgermeisters mit den Ställen außerhalb des Ortes ansiedeln wollten, war das wegen der hohen Aufschließungskosten politisch nicht gewünscht", erklärt Landwirt Karl Tösch. Jetzt wolle man am liebsten alle Betriebe nach draußen verbannen, heißt es.

Bürgermeister Richter geht es bei seinem Vorstoß um die Lebensqualität im Ort. "Wir müssen auf Grund der teilweise unerträglichen Geruchsbelästigung der Schweinemastbetriebe Maßnahmen setzen", so der Bürgermeister. Mit der geplanten Umwidmung will Richter keinen weiteren Um- oder Ausbau von Ställen mehr zulassen. Auch rund um das Wohngebiet soll es eine Freihaltefläche von 1,2 Kilometern geben, auf der kein Tierhaltungsbetrieb errichtet werden darf.

Weil am Dienstag im gleichen Atemzug auch eine Petition zur Erweiterung des Wasserschongebiets auf Lichtenwörther Grund verabschiedet wurde, sprechen die Bauern von einem "doppelten Angriff gegen ihren Berufsstand", so Koch. Auf Grund der strengen Auflagen sei es quasi unmöglich einen Schweinestall inmitten eines Schongebiets zu errichten. "Damit können die Betriebe auch nicht auf die Peripherie ausweichen", so Koch. Die Landwirte lassen den Antrag nun rechtlich prüfen, die Entscheidung über die Umwidmung liegt beim Land NÖ.

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