Leopold, ein Lebensretter und Held mit erst elf Jahren

Vater Peter Ertl, Mama Karin Hermanek, Lebensretter Leopold und sein Bruder Maximilian 
Der Schüler zerrte einen Rollstuhlfahrer aus einem eiskalten Bach. Für seine Courage wurde er geehrt. Sein Vater beweist im Libanon ebenfalls Mut

Wie viele Elfjährige ist er ein Fan von Marvel-Helden aus Comic und Film, wie Captain America, Iron Man, Black Panther oder Thor. Dass er einmal selbst als Vorbild gefeiert wird, hätte sich Leopold Hermanek nie träumen lassen.

Der junge Bursche aus Obergänserndorf im Bezirk Korneuburg ist im vergangenen Herbst zum heldenhaften Lebensretter geworden. Der Schüler hat einen verunglückten 86-jährigen Rollstuhlfahrer aus einem eiskalten Bach gezogen, in den er gestürzt war. Für sein couragiertes Einschreiten wurde der Elfjährige von Notruf Niederösterreich mit einer Auszeichnung und natürlich mit vielen lobenden Worten geehrt. „Viele Menschen können sich an dem jungen Mann ein Beispiel nehmen“, lautete der Tenor.

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Leopold, ein Lebensretter und Held mit erst elf Jahren

Mutter Karin Hermanek (li.) und Cousine Katrin Lang mit dem frisch ausgezeichneten Helden in der Notruf-NÖ-Leitstelle

Rollstuhl losgelassen

Leopold Hermanek war am Unglückstag mit seinen besten Freunden in der 800 Einwohner zählenden Heimatgemeinde unterwegs, um sich die Zeit im Freien zu vertreiben.

An diesem Tag war eine Pflegerin mit einem 86-jährigen Mann, der wegen seines Gesundheitszustandes auf einen Rollstuhl angewiesen ist, in der Nähe spazieren. Dabei ereignete sich das Unglück. Auf einem stark abschüssigen Weg stürzte der pflegebedürftige 86-Jährigen eine steile Böschung hinab. „Er hat sich mit dem Rollstuhl gleich zweimal überschlagen und ist mit dem Kopf im Bach liegen geblieben“, schildert der Elfjährige.

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Leopold beobachtete den Unfall von einer Brücke aus. Er reagierte geistesgegenwärtig und sprintete zur Unglücksstelle. Es sei alles blitzschnell gegangen. „Ich habe ihn gepackt und aus dem Wasser gezogen“, erinnert sich der Schüler.

Notruf 144

Dass er danach ohne zu zögern den Rettungsnotruf 144 wählte, hat einen guten Grund. Wenige Tage vor dem Unglück hatte sich Leopold mit seiner Cousine Katrin Lang über Erste Hilfe und Notrufe unterhalten. Lang ist selbst Notruf-Disponentin bei der Rettungsleitstelle in Niederösterreich. „Leopold hatte großes Interesse, wie alles funktioniert, wenn ein Notruf die Rettungsleitstelle erreicht“, erzählt seine Cousine.

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Mit diesem Wissen war ihm in der Notlage sofort klar, was nach dem Absturz des 86-Jährigen zu tun ist. Unter der telefonischen Anleitung der Disponentin versorgte Leopold den Verunglückten. „Ich habe mit ihm  gesprochen und ihm zugeredet“, sagt der Schüler. Gleichzeitig schlugen seine Freunde bei den umliegenden Häusern Alarm und holten Hilfe.

„Ich war zu dem Zeitpunkt zu Hause und habe die Sirenen gehört. Kurz darauf kam Leopold ganz aufgeregt bei der Tür herein“, schildert seine Mutter Karin Hermanek.

Leopold, ein Lebensretter und Held mit erst elf Jahren

Leopold bei Notruf 144

Vater zwischen Fronten

Kurz nach Leopolds Notruf trafen ein Rettungsteam des Roten Kreuzes Ernstbrunn, das Notarzt-Einsatzfahrzeug aus Korneuburg sowie Feuerwehr und Polizei an der Unglücksstelle ein. Der verunglückte Rollstuhlfahrer wurde nach der medizinischen Versorgung mit vereinten Kräften die steile Böschung hochgetragen und ins Krankenhaus gebracht. Mittlerweile hat er sich von dem Unfall wieder erholt; wenige Wochen nach dem Zwischenfall konnte er das Spital verlassen.

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„Leopold hat schnell und richtig reagiert und dem Mann dadurch sicher das Leben gerettet“, sagt Notruf-NÖ-Geschäftsführer Christian Fohringer. Weil solche Einsätze und die besondere Zivilcourage des jungen Burschen keine Selbstverständlichkeit sind, hat Notruf Niederösterreich den Elfjährigen in die Leitstelle eingeladen und ihm die Lebensretter-Urkunde verliehen. In der Ortschaft schaut man seit dem Zwischenfall zu dem Elfjährigen auf.

Vater ist Kommandant des Bundesheeres im Libanon

Was den Heldenstatus anbelangt, ist Leopold in seiner Familie in guter Gesellschaft. Sein Vater, Oberstleutnant Peter Ertl, ist Kontingentskommandant des österreichischen Bundesheeres im Libanon. Die 170 Männer sind Teil der UN-Mission UNIFIL, die seit Wochen zwischen den Fronten der Hisbollah und den israelischen Verteidigungskräften (IDF) steht.

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