Die Marille, die gehört zur Wachau wie das Mariandl. Für Liebhaber der süßen Früchte gab es heuer aber Hiobsbotschaften: Frostnächte suchten im April die Marillengärten heim. Und das hat Spuren hinterlassen: „Die Marillenernte in der Wachau wird leider sehr klein ausfallen, sehr viele Marillengärten sind komplett ohne Ernte!“, heißt es aus dem Anbaugebiet. Auf die ohnehin fast leeren Bäume hagelte es vor einigen Wochen auch noch. Die echte Marille – sie ist heuer Mangelware.
Und das, obwohl auf den ersten Blick alles in Ordnung scheint. In Aggsbach in der Wachau etwa werden bereits Marillen verkauft: Doch dabei handelt es sich nicht um das Original, oft lässt auch die Qualität zu wünschen übrig. Viele wollen mit minderwertiger Ware ein schnelles Geschäft machen. Ein Blick auf das Etikett ist geboten: Nur, wo Wachauer Marille draufsteht, ist auch Wachauer Marille drinnen.
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Franz Reisinger, Obmann des Vereins „Original Wachauer Marille“ erklärt die Besonderheiten der sehr alten Sorte und warum sich der Vergleich lohnt: „Sie ist sehr saftig, pektinreich, aromatisch und das Fruchtfleisch hat eine ganz spezielle Konsistenz. Es ist ein Traum für den Gaumen.“ Man merke auch den Unterschied sofort, wenn man frische Marillenknödel isst oder an den Früchten riecht.
Ernte im Juli
Die Ernte der Sorte wird zwischen 10. Und 15. Juli beginnen. Man könne schon noch versuchen bei den rund 220 Wachauer Marillenbäuerinnen und -bauern vorzubestellen, aber die Chancen seien gering, sagt Reisinger. Egal wen man fragt, alle sprechen von einer historisch kleinen Ernte, die bevorsteht. Der Frust ist verständlich. „Es ist keine lustige Situation – weder für die Marillenbauern noch für die Kundschaft“, sagt Reisinger. Noch dazu sei die Arbeit ja dieselbe. Man sitze am Traktor und weiß, dass es keine Ertragserlöse geben wird – frustrierend. Dabei: „Wir haben uns heuer wirklich bemüht“, sagt der Marillenbauer. Mit Öfen hat man Anfang April während der Frostnächte versucht zu retten, was geht. Vereinzelt habe man Erfolg gehabt, aber die Menge sei dennoch sehr klein. „Ein paar Früchte, die auf den Bäumen sind, werden wir sammeln und verarbeiten. Aber an einen Verkauf ist nicht zu denken.“
Touristenmagnet
Die Marille ist für die Wachau eines der wichtigsten heimischen Produkte. Während der Blüte kommen internationale Touristinnen und Touristen auf Besuch, um das Naturschauspiel zu bewundern. Wenn es zu keinem Ernteausfall kommt, reisen viele der Kundinnen und Kunden auch aus dem Ausland an, um das Original zu kaufen.
Damit die Qualität sichergestellt ist, haben sich die Wachauer Marillenbauern vor vielen Jahren im Verein organisiert. Das Ziel: Die Kultivierung, die Erhaltung und den Schutz der Wachauer Marille zu gewährleisten.
In Krems lässt man sich durch die fast leeren Marillengärten aber die Stimmung nicht verderben. Auch heuer findet das Fest „Alles Marille“ ab 6. Juli an drei Wochenenden statt. Entlang der 700 Meter langen Fußgängerzone gibt es etliche kulinarische Angebote – vom Marillenknödel bis zum süßen Spritzer. Für die Marillen selbst wird es allerdings eine Beschränkung der Abgabemenge geben, damit alle in den Genuss kommen.
Wer also auf die Qualität des Originals zählt, muss auf das kommende Jahr hoffen.
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