Kritik: Zeitgenössisches beim Festival "Imago Dei" in Krems

Kritik: Zeitgenössisches beim Festival "Imago Dei" in Krems
Ensemble Phace und Peter Sloterdijk im Klangraum Minoritenkirche: Ein Abend für Philosophen, Lichtsucher - und Pyromanen.

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Das Festival "Imago Dei" steht diesmal unter dem Motto "Gegenlicht". Am Samstagabend war das Ensemble "Phace" unter der Leitung von Nacho de Paz mit zeitgenössischen Werken im Klangraum Minoritenkirche in Krems zu hören. Zuvor machte sich der Philosoph Peter Sloterdijk Gedanken über "Lichtung und Beleuchtung".

Vier Kompositionen zu "Lichtbogen"

Sloterdijk bezog sich in seinen Reflexionen u.a. auf das biblische Buch der Genesis und auf den Religionsstifter Mani, brachte das Licht in Zusammenhang mit der Leidensfähigkeit der Menschen und stimmte mit seinen Anmerkungen zur Metaphysik, Mystik und Politik des Lichts auf die folgenden Aufführungen ein. Vier Kompositionen gelangten zu Gehör, allesamt im inhaltlichen Kontext mit dem Thema des Abends, das da lautete: "Lichtbogen".

Das Stück "Madrigali alla luce e al sangue" wurde vom griechischen Komponisten Zesses Seglias eigens für Phace als Auftragswerk des Landes Niederösterreich komponiert. Das Publikum nahm die Uraufführung der während eines Residency-Aufenthalts in Krems entstandenen, sehr komplexen und beziehungsreichen Komposition ebenso wohlwollend auf wie das siebensätzige "Tschinar" der in Österreich lebenden Moskauer Komponistin Alexandra Karastoyanova-Hermentin.

Flimmernde und flatternde Tonspuren

Den Bewegungen riesiger Nordlichter über den arktischen Himmel folgte die finnische Komponistin Kaija Saariaho und ließ sich dadurch 1986 zu ihrem "Lichtbogen" inspirieren. Flimmernde und flatternde Tonspuren scheinen die himmlischen Lichtspiele zu reflektieren.

Eine Feuerwerksmusik der leisen Art stellt "Lightness" (2015) der Britin Juliana Hodkinson dar: Drei Musikerinnen spielen mit dem verstärkten Klang von Streichhölzern, Streichholzschachteln, Schleifpapier, Wasser und Sand und entzünden dabei jede Menge an Zündhölzern zum aktionistisch angehauchten Abschluss.

Musikalische Begegnungen

Fazit: Ein anregender Abend für Philosophen, Lichtsucher und Pyromanen. Für Entdeckungsfreudige bietet das von Jo Aichinger gegründete und bis heuer geleitete Festival musikalische Begegnungen, die sonst so bald kaum zu finden sind - etwa mit neuer isländischer Musik, gespielt auf alten Instrumenten ("Nordic Affect", 18. Juni), dem Slagwerk Den Haag (25. Juni) oder den Illuminationen von Paul Gulda und Johannes Wohlgenannt Zincke (26. Juni).

Das Festival "Imago Dei findet noch bis 27. Juni im Kremser Klangraum Minoritenkirche statt. Tickets und Information, auch zu Bustransfer, Film- und Begleitprogramm telefonisch unter 02732/908033 oder online unter www.klangraum.at

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