Krems und seine jüdische Vergangenheit: "Keiner wollte darüber sprechen"

Krems und seine jüdische Vergangenheit: "Keiner wollte darüber sprechen"
Seit mehr als 30 Jahren ist Historiker Robert Streibel der Geschichte seiner Heimatstadt Krems auf der Spur – und arbeitet so auch Weltgeschichte auf.

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Tagtäglich passierte Robert Streibel auf seinem Schulweg das Haus des Rechtsanwalts Paul Brüll in der Kremser Schillerstraße. Auch wenn die Familie dort nicht mehr lebte, kannte er ihre Geschichte gut. „Meine Großmutter war dort als Haushaltshilfe angestellt. Sie hat mir schon früh die Geschichte erzählt, wie die Nazis 1938 ins Haus gekommen sind und ihn geprügelt haben. Sie musste das Blut wegwischen“, erinnert sich der heute 63-Jährige. Er wollte mehr erfahren: „Keiner war begeistert, als ich Fragen zu dieser Zeit stellte, keiner wollte darüber sprechen.“

Forschung auf eigene Faust

Der heute in Wien Lebende ließ sich nicht beirren, mit vielen Zeitzeugen-Interviews begab er sich auf die Spuren der jüdischen Geschichte seiner Heimatstadt. Über einen Brief, den ein Gesprächspartner für Streibel weiterleitete, knüpfte er Kontakte nach Israel, Amerika und England, wo er 1985 dann persönlich im Kindes- bzw. Jugendalter aus Krems Geflüchtete interviewte.

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