Initiative: Wenn die Eltern krank sind, werden Kinder zu Pflegern

Initiative: Wenn die Eltern krank sind, werden Kinder zu Pflegern
Mehr Aufmerksamkeit für „Young Carers“ soll nun ein Filmprojekt aus Krems bringen.

23.25 Uhr: Papa muss mit dem Rollstuhl zum WC gebracht werden. 1.15 Uhr: Papa hat Schmerzen und braucht seine Spritze. 7.04 Uhr: Die kleine Schwester muss in den Kindergarten. 7.40 Uhr: Schulbeginn.

So sieht nicht der Alltag einer hauptberuflichen Pflegeperson aus, sondern jener der 15-jährigen Silke. Sie ist eine der fast 50.000 „Young Carers“ in Österreich: „Etwa 3,5 Prozent aller unter 18-Jährigen pflegt einen Angehörigen“, konkretisiert Gudrun Kalchhauser vom Roten Kreuz Krems.

Stop-Motion-Technik

Sie setzt sich seit mittlerweile zehn Jahren für die Anliegen der jungen Pflegenden ein. „In der Gesellschaft werden sie aber immer noch nicht wahrgenommen“, bedauert Kalchhauser.  Deshalb wird die Geschichte der jungen Silke nun in einem neuen Kurzfilm erzählt, den das Team der „Jungen Pflegelöwen“ in Krems in Stop-Motion-Technik umgesetzt hat.

Dass diese Darstellung durchaus der Realität entspricht, weiß die Kremser Teamleiterin aus vielen Gesprächen: „Ich kenne eine Achtjährige, deren Mutter nach einem Unfall querschnittsgelähmt war. Das Mädchen wechselte drei Mal am Tag den Harnkatheter.“

Mehrbelastung sorgt für Isolation

Die pflegenden Tätigkeiten sind aber nur ein kleiner Aufgabenbereich: „Sie schupfen den Haushalt, versorgen kleine Geschwister und übernehmen auch die Obsorge für sich selbst“, weiß die Rot-Kreuz-Mitarbeiterin. Bei 14 Prozent aller jungen Pflegenden mache die Care-Arbeit täglich fünf Stunden oder mehr aus.

Initiative: Wenn die Eltern krank sind, werden Kinder zu Pflegern

Gudrun Kalchhauser (3. von links) bei der Präsentation des neuen Films in Krems.

Durch diese Mehrbelastung ziehen sich die Kinder und Jugendlichen laut Kalchhauser oft aus ihrem Sozialleben zurück: „Sie sind diejenigen, die in der Schule einschlafen, zu spät kommen und die Hausübung vergessen.“

"Laufen uns nicht die Tür ein"

Seitens des Roten Kreuzes will man diesen jungen Menschen eine Stütze sein: „Young Carers laufen uns nicht die Tür ein. Dafür ist es umso wichtiger, eine Anlaufstelle zu bieten und einfach da zu sein“, ist Kalchhauser überzeugt. 

Das Rote Kreuz Krems lädt deshalb an einem Freitag im Monat von 15.30 Uhr bis 17.30 zum Austausch in die Bezirksstelle. Alle Infos sind unter www.roteskreuz.at im Bereich der Kremser Bezirksstelle zu finden. Weitere Infos auch unter: www.young-carers-austria.at

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