Personalnot
Eine der Ehrenamtlichen ist Britta Strutzmann. Eigentlich arbeitet sie an zwei Vormittagen pro Woche in der Kanzlei der Evangelischen Pfarrgemeinde Krems, wo sie den Parteienverkehr betreut. "Im Frühjahr machte mich unsere Pfarrerin darauf aufmerksam, dass das SeneCura Sozialzentrum auf der Suche nach ehrenamtlichen Fahrern sei", erzählt sie. Durch den Ausbruch des Coronavirus sei man laut der Hausleitung in Personalnot geraten. "Da aufgrund der Kontaktbeschränkungen der Parteienverkehr nicht stattfinden konnte, ging ich ab April nachmittags ins Büro und lieferte am Vormittag täglich Essen aus." Für sie sei die körperliche Betätigung beim Ausliefern des Essens auch ein perfekter Ausgleich zur Büroarbeit.
Mittlerweile ist Strutzmann an zwei Tagen pro Woche unterwegs und liefert pro Tour 27 warme Mahlzeiten aus. Über den Sommer sei es etwas ruhiger gewesen, heute müsse sie schon "Gas geben", um ihre Tour vor Mittag abzuschließen. Sofern es die Zeit zulässt, bekommt sie tatkräftige Unterstützung von ihrer Tochter Nina. "Allein, dass ich nicht bei jedem meiner Stopps beim Aussteigen an den Autoschlüssel denken muss, da sie sitzen bleibt, ist eine enorme Hilfe."
Kinder mit dabei
Auch ihre Kollegin Bettina Rom hat zwei Helfer beim Ausliefern mit dabei: Ihre zwei Söhne Vincent und Vitor begleiten sie drei Mal in der Woche auf ihrer Tour. Im Gegensatz zu Britta Strutzmann war sie auch schon vor dem Ausbruch des Coronavirus für Essen auf Rädern im Einsatz. Denn schon vor der Geburt ihres älteren Sohns, der jetzt fünf Jahre alt ist, lieferte sie Essen aus.
Geändert habe sich durch das Coronavirus einiges. "Wir stellen schon mehr kontaktlos zu als früher", erklärt Rom. Bei einigen Leuten sei das aber nicht möglich, da sie körperlich nicht mehr in der Lage seien, ihre Kisten selbst ins Haus zu tragen. Ihre anfänglichen Bedenken, dass sich die Leute vor einer möglichen Infektion durch ihre Kinder fürchten könnten, wurden aber widerlegt. "Die Herrschaften haben meine Kinder immer herzlich empfangen. Sie freuen sich schon oft auf uns, wir sind ein Fixpunkt in ihrem täglichen Leben."
Beide Lieferantinnen sind sich einig, dass sie durch ihre ehrenamtliche Tätigkeit nicht nur etwas Gutes tun, sondern auch etwas zurückbekommen. "Man lebt natürlich mit den älteren Menschen mit, da man sich regelmäßig sieht", so Rom. Momentan stelle man viel kontaktlos zu, aber sich "Zeit zu nehmen ist trotzdem wichtig".
Die momentane Corona-Situation bringe aber auch einen Vorteil: die Tour könne schneller abgeschlossen werden als sonst. "Manchmal haben die Leute mehr Redebedürfnis, da kann die Tour schon mal länger dauern", sagen die beiden und schmunzeln.
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