Pestizid-Abbau geht langsam voran

Kwizda von vorne, von oben und von hinten
Die Endergebnisse für den Einsatz von Bakterien sollen bis zum Jahresende vorliegen

Seit über einem Jahr läuft die Grundwassersanierung in Korneuburg. Die „technische“ Reinigung stößt aber wegen der Winzigkeit der giftigen Moleküle irgendwann an ihre Grenzen. Damit trotzdem sämtliche Pestizide aus dem Wasser entfernt werden können, bedarf es nun anderer Methoden. Große Hoffnung setzten die Experten in den Einsatz von Bakterien.

Seit April laufen deshalb in den IFA-Forschungslabors in Tulln unter der Leitung von Andreas P. Loibner verschiedene Tests. Das Ziel ist, Informationen darüber zu erhalten, ob und wie schnell sich die Pestizide biologisch abbauen lassen.

Effizienz fraglich

Der angesetzte Untersuchungszeitraum ist jetzt beendet. Studienleiter Loibner präsentierte daher die ersten Ergebnisse. Eines musste Loibner aber gleich zu Beginn zugeben: „Der Abbau der Pestizide läuft bis auf eine Substanz langsamer ab, als erwartet.“ Das Projekt ist auf Grund weiterer Versuche deshalb noch nicht abgeschlossen. Die konkreten Ergebnisse sollten aber bis Jahresende vorliegen.

Ob nun künftig tatsächlich Bakterien eingesetzt werden , muss dann anhand aktueller Ergebnisse geklärt werden. „Es geht letztlich darum, ob diese Methode dann überhaupt noch sinnvoll ist“, erläutert Loibner.

Gleichzeitig wurde das Wasser auch auf humantoxikologische Auswirkungen untersucht. Tamara Grummt vom deutschen Umweltbundesamt konnte hier aber eindeutig Entwarnung gegeben: „Es besteht kein Grund zur Sorge, in den Proben wurden keine gentoxischen Substanzen nachgewiesen.“

Durch die Aktivkohlereinigungsanlage konnten bisher 32 Kilo Clopyralid aus dem Grundwasser herausgefiltert werden. „Wir liegen somit bei einem Wert von rund 60 Prozent der ursprünglichen Clopyralidmenge“, freut sich Sanierungs-Experte Werner Wruss über den kontinuierlichen Fortschritt.

Trotz dieses Erfolgs wurde im Badeteich in Bisamberg ein leichter Anstieg an Clopyralid-Konzentration gemessen. „Wir bewegen uns hier zwar über dem Grenzwert, aber nur marginal, keinesfalls besorgniserregend“, erklärt Wruss. Möglicherweise ist das Sommerhochwasser dafür verantwortlich. Die genaue Ursache steht aber noch nicht fest.

Auch im Grunerhof präsentierten die Sanierungsexperten Mittwochabend der Bevölkerung quasi live die Fortschritte und neuen Erkenntnisse. Aber das öffentliche Interesse an der Direktinformation aus dem Mund der Fachleute und Wissenschafter scheint ein wenig abgeebbt zu sein. Der große Andrang blieb aus und der Saal halb leer. Abzüglich der Vertreter der Behörden und Kommunalpolitiker hörten ein paar Dutzend Anrainer aus Leobendorf und Korneuburg zu.

Trotz der viel zitierten Fortschritte und neuen Erkenntnisse bleibt aber eine Menge Skepsis in den Köpfen der Menschen. Das zeigte sich bei der anschließenden Fragestunde. Vor allem der Umstand, dass in den vergangenen Wochen im Badeteich Bisamberg plötzlich leicht erhöhte Pestizid-Werte gemessen worden sind, bereitet den Anrainern dort Sorgen. „Kann man die Fische aus dem Teich essen?“, wollte ein Angler wissen. Sanierungsexperte Wruss erklärte den Verzehr als gefahrlos. „Diese Stoffe reichern sich in der Nahrungskette nicht an.“ Die deutsche Trinkwasser-Expertin Tamara Grummt, relativierte aber. Um genaue Aussagen treffen zu können, müsse man das noch untersuchen. Bedenkenlos sei hingegen das Schwimmen.

Nicht angesprochen wurde das Ermittlungsverfahren gegen Kwizda. Die Staatsanwaltschaft wartet noch immer auf das chemische und humantoxikologische Gutachten der Sachverständigen.

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