Keine Erinnerung mehr? Vergewaltiger muss 9,5 Jahre hinter Gitter

Keine Erinnerung mehr? Vergewaltiger muss 9,5 Jahre hinter Gitter
43-jähriger Ukrainer behauptet, zu betrunken gewesen zu sein, um sich an seine Taten zu erinnern.

„Filmriss“ wegen zu viel Alkohols: Eine nicht selten von Angeklagten verwendete Ausrede in der Hoffnung auf mildere Bestrafung. Gleich eine ganze Woche vergessen haben will aber jener 43-jährige Ukrainer, der sich am Dienstag wegen Raubes und Vergewaltigung am Landesgericht Wiener Neustadt verantworten muss.

„Ich bin als Kriegsflüchtling nach Österreich gekommen, meine Eltern sind in der Ukraine geblieben und haben mir berichtet, dass ihr Dorf mit Raketen beschossen wird. Aus Stress habe ich zu trinken begonnen. Eine Flasche Whisky pro Tag“, behauptet der Mann.

Nur Raub gestanden

Die ihm zur Last gelegten Taten hatten im Sommer 2022 für große Aufregung rund um Bad Erlach und Lanzenkirchen (Bezirk Wiener Neustadt) gesorgt. Zwei Frauen waren überfallen und beraubt, zwei vergewaltigt worden – wobei es in einem Fall beim Versuch blieb, weil sich das Opfer heftig und lautstark zur Wehr setzte und der Angreifer daraufhin die Flucht ergriff.

Vor Gericht gesteht der Ukrainer nur die beiden Raubüberfälle. Auf dem nächtlichen Heimweg habe er am 5. Juni eine Fußgängerin bemerkt. „Ich wollte ihr Handy wegnehmen und verkaufen, weil ich kein Geld hatte“, gibt er zu. Also presste er der Frau eine Hand auf den Mund, musste aber feststellen, dass sie kein Handy bei sich trug. Daher riss er ihr die Uhr vom Arm.

Lückenhafte Erinnerung

Dass er bei der „Suche“ nach dem Telefon auch T-Shirt und Hose seines Opfers ausgezogen und sie unsittlich berührt habe, daran will sich der 43-Jährige aber plötzlich wieder nicht erinnern.

Umso schmerzvoller sind die Vorfälle seinen beiden Opfern in Erinnerung. Sie wollen ihre Aussagen nur in Abwesenheit des Mannes machen. Noch immer leiden sie unter den psychischen Folgen, eine von ihnen erlitt auch schwere körperliche Verletzungen. Sie war in der Nacht zum 24. Juni in Bad Erlach aus einem Gebüsch heraus attackiert und missbraucht worden.

Schwer belastet wird der Mann durch DNA-Spuren, die an seinen Opfern gefunden wurden. Wie sie dorthin gelangt sein könnten, könne er sich auch nicht erklären, lautet die mehr als dürftige Rechtfertigung. Würgemale am Hals erklärt er so: „Sie ist gestürzt und ich wollte ihr helfen, aufzustehen. Dabei muss ich abgerutscht und an ihren Hals gekommen sein.“

Als Anrainer, durch die Hilfeschreie der Frau alarmiert, nach dem Rechten sehen wollten, ergriff der Täter mit einem Moped die Flucht. Das Fahrzeug brachte die Fahnder auf seine Spur.

Nun muss er 9,5 Jahre hinter Gitter. Das Urteil ist rechtskräftig.

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