„Kein weißer Fleck darf bleiben“

Erinnern - Geschichtsaufarbeitung Krems
Die Stadt Krems entschloss sich erstmals, ihre braune Vergangenheit umfassend aufzuarbeiten

Als Startschuss für eine breite Aufarbeitung – vor allem – der braunen Kremser Stadtgeschichte fand eine Podiumsdiskussion, die in der Katholisch Pädagogischen Hochschule (KPH) statt.

„Erinnern Wozu?“ lautete der Titel der Veranstaltung, bei der die Politik ein klares Bekenntnis zur Aufarbeitung der Vergangenheit abgab. Erleichtert vielleicht dadurch, dass sowohl SPÖ-Stadtchef Reinhard Resch als auch ÖVP-Vize Wolfgang Derler keine geborenen Kremser sind.

Bisher hatte es meist private Initiativen gegeben. Von den Büchern des Historikers Robert Streibel, der unter anderem Arisierungen dokumentiert, bis zu den Aktionen des Künstlers und Pädagogen Christian Gmeiner, der an das riesige Lager Stalag 17 erinnerte. Nun soll ein Komitee die Erinnerungsarbeit koordinieren.

„Ich hatte bald nach meiner Ankunft den Eindruck gewonnen, dass eine wohlwollende Stimmung gegenüber der rechten Szene gegeben war. Es ist Zeit, dass wir uns emotionsfrei und strukturiert mit der Kremser Geschichte beschäftigen“, sagte Resch. „Es darf kein weißer Fleck mehr übrig bleiben“, stimmte Derler zu. Noch 2010 wurden Gedenktafeln für Widerstandskämfer in Krems beschädigt.

Helden

Gmeiner berichtete vom Unverständnis ausländischer Studenten dafür, dass in Österreich immer noch Soldaten des Zweiten Weltkrieges als Helden dargestellt werden. Historikerin Heidemarie Uhl ortet immerhin ein neues Interesse an der Vergangenheit: „Der Blick auf den Nationalsozialismus hat sich verändert.“

Gleichzeitig brauche es neue Zugänge zur Vermittlung, meinte Christian Matzka von der KPH. Junge Leute nach Ausschwitz zu bringen und eine Führung mitmachen zu lassen, bringe nicht den gewünschten Erfolg. Trotzdem sieht Elisabeth Streibel, AHS-Professorin und Expertin für „Holocausteducation“ in der Arbeit mit Schülern einen Vorteil, „weil sie einen unvoreingenommenen Zugang haben“.

Um Verständnis dafür, dass frühere Generationen sich mit der Aufarbeitung der Geschichte schwer taten, warb Schülerin Cornelia Tscheppe: Sie brachte das Beispiel ihrer Oma, die bereits als Kleinkind einseitiger Information ausgesetzt gewesen sei.

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