Zu wenig Katholiken: Kirche wirft Gotteshaus in NÖ auf den Markt

Das Gotteshaus in Hirschwang an der Rax steht zum Verkauf
Der Kirche in Europa kommen immer mehr Schäfchen abhanden. Die Zahl der Katholiken ist in Österreich am absteigenden Ast. 4,6 Millionen Mitglieder zählte die römisch-katholische Kirche zuletzt – vor zehn Jahren waren es noch mehr als 5,2 Millionen, 2004 sogar noch 5,7 Millionen.
Der Schwund bleibt innerhalb der Glaubensgemeinschaft nicht ohne Konsequenzen. Immer häufiger sieht sich die Kirche aus Kostengründen damit konfrontiert, kaum noch frequentierte Gotteshäuser oder Pfarrgebäude zu veräußern. Wie diese Woche bekannt geworden ist, wird im Bezirk Neunkirchen in Niederösterreich aufgrund sinkender Mitgliederzahlen und finanziell großer Herausforderungen eine Kirche zum Kauf angeboten.

Zum Verkauf steht die Kirche samt dem früheren Pfarrhof und Garten
Fünf Kirchen im Umfeld
Die Erzdiözese Wien will sich in Abstimmung mit der Pfarre Edlach an der Rax von der Filialkirche Hirschwang samt dem dazu gehörigen Pfarrhof trennen. "In der Gemeinde ist das religiöse Leben zusammengebrochen“, erklärt Diakon Norbert Mang.
Auf 380 Katholiken in Edlach kommen im Umkreis von zehn Kilometern fünf Kirchen, so Mang. Im Schnitt haben zuletzt nur noch vier bis sechs Personen die sonntäglichen Gottesdienste in der Filialkirche Hirschwang besucht, erklärt Pfarrer Heimo Sitter.
Wie Katharina Mayr von der Erzdiözese Wien gegenüber dem KURIER schildert, schaffe es die Pfarre wirtschaftlich nicht mehr, die teuren Sanierungs- und Instandhaltungskosten des Gebäudes zu tragen.

Im Falle eines Verkaufes wird die Filialkirche Hirschwang ausgeräumt und ohne Inventar verkauft
Verkehrswert von 240.000 Euro
Laut dem Verkehrswertgutachten eines Immobiliensachverständigen liegt der Wert von Kirche und des ehemaligen Pfarrhauses, das schon als Kindergarten und zu Vereinszwecken genutzt wurde, bei 240.000 Euro. Dem stehen dringende Sanierungskosten von gut 150.000 Euro gegenüber.
Daher habe man sich zu dem drastischen Schritt entschieden, das Kirchengebäude aufzugeben. "Im Einvernehmen mit der Pfarre“, betont Mayr. Der Verkauf erfolge allerdings nicht um jeden Preis. Wie die Sprecherin betont, sei es der Erzdiözese Wien immer ein großes Anliegen, dass eine Kirche, "die wir nicht mehr erhalten können, an eine andere christliche Gemeinde abgegeben werden kann. Sollte das nicht möglich sein, so ist die Voraussetzung für die Nachnutzung, dass sich diese nicht gegen die Grundsätze der Katholischen Kirche richten darf.“ Sie müsse den "moralischen Vorstellungen“ der Kirche entsprechen.
Kein Denkmalschutz
Auch Mang und die Pfarre Edlach hegen immer noch die Hoffnung, dass ein zukünftiger Eigentümer das Gebäude "im Sinne Gottes“ nutzt. "Es wäre schön, wenn es jemand ist, für den auch der spirituelle Raum eine Bedeutung hat“, sagt Mang.
Das Kirchenschiff würde sich ideal für Kunstausstellungen, Kultur, oder als Raum für Jugendprojekte oder für karitative Zwecke eignen, heißt es bei der Pfarre Edlach an der Rax. Die Kirche wird zur Gänze ohne Inventar, Kunstwerke und liturgische Gegenstände verkauft. Im Zuge des Angebotsverfahrens müssen Interessenten die beabsichtigte Verwendung des Gebäudes für gewerbliche oder private Zwecke öffentlich machen und möglichst auch planerisch darstellen, heißt es in den Ausschreibungsunterlagen.

Hirschwang ist eine Filialkirche der Pfarre Edlach
Besichtigungstermine
Für Interessenten des Objekts gibt es bereits drei mögliche Besichtigungstermine: Am 1., 23. sowie am 29. August kann das Gebäude jeweils ab 15 Uhr in Augenschein genommen werden.
Das Kirchengebäude steht übrigens nicht unter Denkmalschutz. Daher ist es rein theoretisch auch denkbar, dass ein neuer Eigentümer an der Stelle auch etwas ganz anderes anstelle des Gotteshauses errichtet.
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