„Kann sehr wohl was bewegen“

„Kann sehr wohl was bewegen“
St. Pöltens Neo-Vize Franz Gunacker über gigantische Stadtentwicklung, Fulltime- Basispolitik und Nasenrammel-Gagen.

Seit Samstag ist SP-Verkehrsstadtrat Franz Gunacker als 1. Vizebürgermeister und Nachfolger von Susanne Kysela designiert. Im KURIER-Interview erzählt der 61-Jährige, dass er nicht vor hat, bloß den Jausendirektor im Rathaus zu geben.

KURIER: Herr Vizebürgermeister, denkt man bei so einem Job-Angebot nach?

Franz Gunacker: Natürlich, aber nicht lang. Meine Lebensplanung war damit über den Haufen, ich wollt‘ heuer aufhören. Aber es ist eine ehrenvolle Aufgabe und ich arbeite gern.

Andere gehen mit 61 in Polit-Pension...

Ich denke gar nicht daran, ich fühl‘ mich nicht wie 61. Es gibt Leute, die mit 50 schon über die Pension reden, das ist eine derart negative Einstellung. Ich brauche mich nicht schämen. Ich hab‘ ja was bewegt.

Ist man als Vize mehr als nur Urlaubsvertretung?

Auch da kann man sehr wohl etwas bewegen. Es ist nur eine Frage der Taktik. Das ist Teamarbeit. Natürlich steht der Chef am Ende vorne, aber das halt‘ ich aus. Ich mache Basispolitik. Wenn ich zu einem Festl geh, komme ich mit vollem Notizblock heim, wo man etwas verbessern kann, wo den Bürger der Schuh drückt.

Ihr Verhältnis zum Chef?

Da passt kein Blattl Papier dazwischen. Schließlich war ich es, der ihn in die Politik geholt hat. 93 hab‘ ich ihn für meine Sektion angeworben.

Wie steht‘s mit den politischen Mitbewerbern?

Ich kann eigentlich mit jedem reden. Mir ist auch klar, dass sich alle profilieren wollen und müssen. Aber ich lass mich nicht unter der Gürtellinie angreifen.

Können Sie als Stadtrat für Stadtentwicklung und Verkehr bilanzieren: Alles paletti für St. Pölten? Was fehlt?

Die Entwicklung ist gigantisch. Bei neuen Betrieben so wie optisch in der Innenstadt. Das ist mehr als man sich gewünscht hätte und wir haben ein gewaltiges Entwicklungspotenzial. Wenn die schnelle Westbahn fährt, werden wir der Speckgürtel Wiens. Ich kenne viele, die hergezogen und begeistert von der Lebensqualität sind. Was fehlt? Sicher keine U-Bahn. Wir brauchen die S 34 ebenso wie die Westumfahrung und die Kerntangente Nord. Aber das ist alles im Werden.

Gibt es beim Bussystem LUP Nachbesserungsbedarf?

Das ist ein Vorzeigeprojekt, fast sechs Millionen Fahrgäste jährlich sprechen für sich. In Randbereichen wie am Eisberg werden wir nachjustieren. Aber nicht in jedem Dorf, das ist unfinanzierbar. Da ist es billiger, jedem das Taxi zu zahlen.

Kennen Sie ihr Vize-Salär?

Nein. Bei Politikern wird immer von Brutto geredet, bei allen anderen von Netto. Ich verstehe die Kritik nicht. Wir arbeiten alle miteinander für einen Nasenrammel. Ich hab keine zehn freien Wochenenden im Jahr. Arbeit ist auch mein Hobby.

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