Kampf der Absolutisten: Pröll gegen Stronach

Kampf der Absolutisten: Pröll gegen Stronach
Der Wahlkampf in Niederösterreich startete am Donnerstag mit vielen Untergriffen.

Zur Wehr gegen den Milliardär

ÖVP-Niederösterreich setzt voll auf ihren Landeshauptmann

Vor 4000 Funktionären hielt Landeshauptmann Erwin Pröll am Donnerstag seinen Wahlkampfauftakt in Schwechat ab. Der 66-Jährige ist seit 20 Jahren Landeshauptmann, und am 3. März geht es für ihn um die Verteidigung der absoluten Mehrheit – kein leichtes Unterfangen gegen acht Konkurrenzlisten.

Ohne Erwin Pröll hätte die ÖVP-Niederösterreich kaum eine Chance, ihre Absolute zu verteidigen. Laut Umfragen wünschen sich immer noch etwa drei Viertel der Niederösterreicher Pröll an der Landesspitze, die Kandidaten von SPÖ, FPÖ und Grünen liegen weit abgeschlagen. Wäre nicht Frank Stronach auf die Bühne getreten, müsste die ÖVP-Niederösterreich wohl nicht um ihre Vormacht bangen. Insofern kann man von einem Duell Pröll-Stronach sprechen, auch wenn der eine um 50 Prozent kämpft, der andere um fünf.

Pröll widmete Stronach denn auch in seiner Rede einigen Raum. Dass Stronach zwar kandidiert, aber nicht in den Landtag einziehen wird, kommentierte Pröll so: „Da tritt jemand für den Landtag an, aber arbeiten für Niederösterreich will er nicht. Mit der Demokratie spielt man nicht.“ Pröll äffte zum Gaudium des Publikums Stronachs Sprach-Kauderwelsch nach. Um dann zu poltern: „Ich halte das schon aus, wenn Stronach mich beschimpft. Aber wenn er Niederösterreich als Diktatur und Saustall beschimpft, geht das eindeutig zu weit. Dagegen setzen wir uns zur Wehr, Herr Milliardär!“ Stronach würde „Leute, die hart für Niederösterreich arbeiten, beschmutzen“. Botschaft: Wer seine Heimat liebt, wählt keinen, der „am 4. März wieder in seinem Luxusjet nach Kanada abfliegt“.

Landesparteigeschäftsführer Gerhard Karner nannte Stronach einen „Wahlkampftouristen“. Stronach sei ein „Würstel“, ein „Frankfurter: Am 4. März ist der Frank furt. Dann heißt’s wieder: Kanada.“Mehr denn je setzt die ÖVP auf Langzeithauptmann Erwin Pröll. Eindringlich beschwor die Parteiführung die Funktionäre, bis zum 3. März „jede Minute zu nutzen, um Klinken zu putzen“.

"Sei ein Mann,trau dich zum Duell"

Der Milliardär greift den Landesfürsten frontal an

Kampf der Absolutisten: Pröll gegen Stronach
Am Donnerstag wurde Frank Stronach nicht nur auf Plakaten als Wahlkämpfer in Niederösterreich sichtbar. Der kanadische Milliardär hat in der Donauhalle der Messe Tulln den Auftakt zum Wahlkampffinale persönlich eröffnet. Rund 1500 Menschen kamen und feierten Stronach beim Einzug in die Halle wie einen Popstar. Nach Schlagermusik („Uns geht es gut“) und Würstel mit Bier kam Stronach gleich zur Sache: „Niemand traut sich hier, den Erwin Pröll so zu nennen, wie er ist. Ein Schmähtandler, ein Schuldenmacher und ein Verhinderer“, legt Stronach in seiner Rede los. 5,09 Millionen Euro hat er in sein Parteiprojekt schon investiert. Der Manager will jetzt Ergebnisse sehen. Sein Ton wird zunehmen kämpferisch, mitunter aggressiv.

Stronach hat es abgelehnt, im TV an der Elefantenrunde mit allen anderen Spitzenkandidaten teilzunehmen, denn er will Pröll zum TV-Duell herausfordern. Weil Pröll darauf bisher nicht reagierte, wird er untergriffig: „Sei ein Mann und kein Feigling“, ruft er der johlenden Menge zu.

Eigentlich ist es ja ein ungleiches Duell, Stronach gegen Pröll: Der ÖVP-Chef führt das Land seit über 20 Jahren an und muss eine absolute Mehrheit verteidigen. Stronach hingegen will mit seiner Truppe erstmals in den Landtag kommen.

Und Stronach hat offenbar erkannt, dass im Lager der ÖVP am meisten Stimmen zu holen sind. „Pröll sagt nicht die Wahrheit“, führt er seine Attacken fort: „In allen Statistiken hat er Niederösterreich an die hintere Stelle gebracht, bei den Schulden und bei den Arbeitslosen.“

Dennoch: Der bemerkenswerteste Satz kommt von seinem Stellvertreter, Ernest Gabmann junior: „Wir wollen etwas machen, was bisher noch keiner gemacht hat: Wir wollen eine Politik für die Niederösterreicher machen.“

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