Mixed Martial Arts kombinieren mehrere Kampfrichtungen und gelten als brutal. Auch die "Austrian Fight Night" in Baden lockte Fans des beinharten Sports an.
Schläge mit den Ellenbogen gegen den Kopf, auch wenn der Gegner schon am Boden liegt. Ein Schiedsrichter, der erst abbricht, wenn der unterlegene Kämpfer aufgibt oder ohnmächtig wird. Und ein Käfig, der von außen vor jeder Runde verschlossen wird. Das ist MMA (Mixed-Martial-Arts), der vielleicht härteste Kampfsport der Welt.
Kombiniert werden dabei Techniken aus Kick- und Thaiboxen, Brazilian Jiu-Jitsu, Judo und Ringen. Verboten ist so gut wie nichts und in Österreich wird der häufig als brutal bezeichnete Kampf- immer mehr zum Trendsport. Bestes Beispiel war die vierte Austrian Fight Night, die am Samstagabend in Baden bei Wien über die Bühne ging. Knapp tausend Kampfsportbegeisterte kamen, um sich bis spät in die Nacht 16 Käfigkämpfe anzusehen.
Doch wer sind die Fans, die für diese „modernen Gladiatorenduelle“ zahlen und wer die Athleten, die bereit sind, bis an ihre Schmerzgrenze und darüber hinaus zu gehen? MMA hat den Ruf, Rocker- und Bikergangs anzuziehen. Auch mit Rechtsradikalismus und Islamismus wurde die Szene in der Vergangenheit in Verbindung gebracht. Promoter und Kämpfer Christian Draxler kennt die Problematik: „Mit unseren Events distanzieren wir uns klar von jeder Form des Extremismus. Bei uns geht es um den Sport.“
Und tatsächlich, der überwiegende Teil der Gäste sind junge Menschen. Fast jeder hier kennt eine Kämpferin oder einen Kämpfer und ist zur Unterstützung gekommen. Viele trainieren selbst. Sie sind für die Action hier.
Komplette Kämpfer
Dementsprechend laut wird es rund um den achteckigen Käfig, das Oktagon, bereits im ersten Kampf. Nach einem harten Treffer geht eine Kämpferin zu Boden. Dass die Gewalt den Reiz ausmacht, glauben hier aber die wenigsten. „Die Faszination an MMA ist, dass man alle Kampfsportarten beherrschen muss“, erklärt der 29-jährige Trainer Bayasgalan Bat. „Wir sind die komplettesten Kämpfer“, ergänzt Draxler. Mit Training und einer guten Strategie sei MMA nicht gefährlicher als andere Kampfsportarten.
Studien belegen diese Einschätzung. Boxer kassieren während eines Kampfes wesentlich mehr Schläge gegen den Kopf als MMA-Fighter. Die Langzeitfolgen sind gravierender. So war es auch ein präziser Faustschlag auf das Kinn, der es am Samstag unter Zusehern vorübergehend ganz still werden ließ. Der Getroffene ging nicht nur K. O., sondern war auch Sekunden danach nicht ansprechbar. Das Sanitätsteam musste eingreifen.
Ein Zuseher, der das Spektakel filmte, wurde von einem anderen Fan sofort ermahnt, dass das pietätlos sei. Von einer gewaltverherrlichenden Untergrundszene keine Rede. Leicht geschockt wirkte Studentin Laura S., die zum ersten Mal bei einem Kampf war, um ihren Cousin anzufeuern: „Insgesamt glaube ich aber nicht, dass es zu brutal zugeht. Es gibt Regeln und einen Schiedsrichter.“
Ein Sport wie kein anderer
Mixed Martial Arts (MMA) hat seine Wurzeln im regelfreien „Free Fighting“. Ähnlich wie bei MMA geht es bei dieser Vollkontakt-Kampfsportart darum, den besten Kämpfer – unabhängig von dessen Disziplin – zu finden. Mit dieser Frage beschäftigte sich in der Antike bereits das Pankration. Damals traten Ringer und Boxer gegeneinander an. Schlagtechniken und Bodenkampf wurden kombiniert. Das ist bis heute so. Gekämpft wird im achteckigen Käfig. Beendet wird der Kampf durch Aufgabe, K. O., Abbruch oder Punktesieg.
Ein paar Regeln, etwa keine Griffe in die Augen oder Schläge in den Genitalbereich, gibt es tatsächlich. Im Großen und Ganzen wird aber mit allen Mitteln gearbeitet. In einem besonders intensiven Duell kniet ein Angreifer schon auf seinem Gegner und bearbeitet ihn mit den Fäusten. Es wirkt, als wäre der Kampf vorbei. Doch wenige Sekunden später hat sich der gerade noch unterlegene Athlet mit einem Tritt und einer Drehung befreit. Plötzlich hat er seinen Gegner im Schwitzkasten. Die Zuseher jubeln und es zeigt sich, was MMA ausmacht: Im Käfig hat man selbst am Boden, in einem verloren geglaubten Kampf, noch alle Mittel.
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