Denn immerhin steht nirgendwo geschrieben, dass Kunst oder Humor draußen bleiben müssen. Ganz im Gegenteil; Das neue Besucherzentrum der Justizanstalt im Bezirk Hollabrunn wurde geschaffen, um eine Brücke zwischen drinnen und draußen zu schlagen. Eine Verbindung zwischen der Welt außerhalb der Mauern – und all jenen, die dahinter leben.
„Es ist nicht nur ein bauliches Projekt, sondern ein symbolträchtiger Schritt“, sagt daher der Leiter der Justizanstalt, Florian Hamedinger. „Zu mehr Resozialisierung, zu mehr Menschlichkeit.“ Denn im Strafvollzug gehe es aus seiner Sicht darum, den Insassen Zukunftsperspektiven zu eröffnen. Und dabei gehöre der Kontakt mit Familienmitgliedern und Vertrauten unbedingt dazu.
Visitenkarte für Außenstehende
Wobei das neue Besucherzentrum, das innerhalb von 20 Monaten neu erbaut wurde, natürlich auch Angehörigen und Besuchern einen Einblick in das Leben der Insassen erlaubt. „Es ist das, was Außenstehende von der Justizanstalt wahrnehmen“, machte der Generaldirektor für den österreichischen Strafvollzug, Friedrich Koenig, bei der offiziellen Eröffnung am Montag bewusst.
Im Betrieb ist das barrierefrei gestaltete Besucherzentrum allerdings schon länger. Seit April werden den derzeit 373 männlichen Insassen, die Haftstrafen zwischen 18 Monaten und lebenslang verbüßen, dort Treffen ermöglicht. Je nach Fall finden diese an Tischen, in Glaskabinen mit Trennwand oder in zwei kleinen Wohneinheiten statt, die für Langzeitbesuche genutzt werden.
Früher mussten wir dafür nach Korneuburg fahren“, schildert René Zeitlberger, Wirtschaftsleiter der Justizanstalt. Ein enormer organisatorischer Aufwand. Nun ist das neue Gebäude mit Photovoltaikanlage das modernste Besucherzentrum in ganz Österreich. Und selbstverständlich auch in Sachen Sicherheit am neuesten Stand; ein Mitarbeiterraum in der Mitte des Gebäudes und Überwachungskameras sorgen für Überblick in den Räumen, und auch die Torwache wurde neu erbaut und ausgestattet. Außerdem wurde eine neue Wäscherei auf dem Gelände geschaffen.
Frage der Sicherheit
Dass die Bauarbeiten bei einem solchen Projekt alles anderes als einfach verliefen, ist klar. Sicherheit war dabei oberstes Gebot, sogar eine provisorische Mauer wurde für die Zeit der Arbeiten um die Anstalt errichtet. Und auch im Boden verbargen sich einige Überraschungen – wie 99 Wurfgranaten aus dem Zweiten Weltkrieg.
Das nächste, noch forderndere Projekt steht aber schon bevor: Anfang nächsten Jahres wird in einem Bestandsgebäude umgebaut, neue Therapieräume und eine Vorführzone werden gestaltet. „Und das bei laufendem Betrieb“, so Zeitlberger.
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