Jung und arbeitslos: Wie 25-Jähriger doch noch ins Berufsleben fand
Erik Schlaudoschich wähnte sich auf einem guten Weg ins Berufsleben. Nach der Matura an der HLA Baden mit Schwerpunkt Tourismus und Gastronomie absolvierte der junge Mann seinen Zivildienst und begann das Studium "Internationale Wirtschaftsberatung" auf Englisch an der Fachhochschule Wiener Neustadt.
Dann kam die Corona-Pandemie. "Ich bin da richtig in ein Loch gefallen", erzählt der heute 25-Jährige. Ein halbes Jahr lang versuchte er vergeblich, einen Job zu finden, ehe er sich hilfesuchend ans AMS Niederösterreich wandte. Dort nahm man ihn Anfang 2024 ins Programm "Job.Start" der MAG Menschen und Arbeit GmbH auf.
Job.Start ist ein Projekt für Jugendliche und junge Erwachsene bis 30 Jahre mit abgeschlossener Berufsausbildung und maximal 12 Monaten bisheriger Beschäftigung oder einer brüchigen Berufskarriere. Im Rahmen einer "gemeinnützigen Arbeitskräfteüberlassung" werden die Jobsuchenden für maximal fünf Monate an Betriebe, Gemeinden oder Vereine vermittelt, wobei Land NÖ und AMS 50 Prozent der Lohn- und Lohnnebenkosten übernehmen.
Marketing und Geschäftsführer-Assistenz
Für Erik Schlaudoschich ein glatter Glücksfall. Schon am 18. März 2024 begann seine Überlassung an die Firma Gebe-Strebel in Wiener Neustadt, im August wurde er fix übernommen. Seither leitet der 25-Jährige die Marketingabteilung für Grauwasserverwertungsanlagen und unterstützt Geschäftsführer Walter Huber bereits bei dessen Tätigkeit.
Gebe-Strebel bietet Gasherde, Brennwertgeräte und Kessel für Festbrennstoffe, Öl sowie Gas und hat außerdem ein Verfahren zur „Grauwasser-Verwertung“ entwickelt. Aus bis zu 40 Grad warmen häuslichen Abwasser aus Bad, Dusche oder Waschmaschine – wird mit diesem Verfahren Restwärme zurückgewonnen und das Wasser gereinigt.
"Vorstellungen abgleichen"
"Der Job macht mir Spaß und ganz besonders kommt mir entgegen, dass mein Arbeitsplatz nicht weit von meinem Wohnort entfernt liegt", ist Erik Schlaudoschich rundum zufrieden. Auch Geschäftsführer Walter Huber sieht die Vermittlung durchwegs positiv: "Durch die Übernahme der halben Lohnkosten ist das Risiko nicht groß, ich konnte mich davon überzeugen, was Herr Schlaudoschich kann. Mir war schon lang vor Ende der Probezeit klar, dass wir ihn übernehmen werden."
AMS-Geschäftsführerin Sandra Kern ist überzeugt: "Die Arbeitskräfte-Überlassung ist ein guter Weg für beide Seiten, sich anzunähern und herauszufinden, ob man zusammenpasst. Man kann die gegenseitigen Vorstellungen abgleichen."
Wobei die fachliche Qualifikation für einen Job zunächst einmal gar nicht Voraussetzung sein muss. "Die kann man immer noch erlernen. Wir bekommen oft die Rückmeldung von Arbeitgebern, dass ihnen vor allem wichtig ist, ob jemand Engagement zeigt und gut ins Team passt", berichtet Claire-Sophie Mörsen, Geschäftsführerin der MAG Menschen und Arbeit GmbH.
Im September 2024 waren laut AMS in Niederösterreich rund 8.600 Personen unter 30 Jahren als arbeitslos vorgemerkt - Tendenz stark steigend. Im Vorjahr waren es im Vergleichszeitraum etwa 600 Personen weniger in dieser Altersgruppe. Die Gründe dafür reichen nach den Erfahrungen des AMS von mangelnder Mobilität, über realitätsferne Vorstellungen bezüglich des Arbeitsalltags bis hin zu Betreuungspflichten oder zu wenig Berufserfahrung.
Zahlen zu "Job.Start"
Für das Jahr 2024 werden in dem Programm mit einer Fördersumme von mehr als 941.000 Euro 71 Teilnahmeplätze finanziert. Bisher wurden heuer 66 Teilnehmende gezählt. Es gibt noch freie Kapazitäten, so Mörsen.
2023 nahmen 87 Personen an Job.Start teil, wobei 88,5 Prozent unter 24 Jahre alt waren. Der Großteil der Teilnehmenden hatte einen Lehrabschluss oder eine BHS-Matura. Drei Viertel waren nach der Überlassungszeit nicht mehr arbeitslos.
Wer teilnehmen will, muss mindestens drei Monate beim AMS vorgemerkt gewesen sein. Unternehmen werden Personalsuche und Vorauswahl der zukünftigen Arbeitskräfte angeboten.
Die Menschen und Arbeit GmbH ist die Arbeitsmarkt-Gesellschaft des Landes Niederösterreichs.
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