Jogger von Zug gerammt: "Froh, noch alle Gliedmaßen zu haben"

Markus Ötsch wurde beim Joggen von einem Zug gerammt
28 Tage nach dem Unglück bei Wr. Neustadt verließ das 52-jährige Opfer das Spital. Die Ärzte konnten den linken Fuß retten.

Jogger in NÖ von Zug erfasst“. Diese Schlagzeile machte am 20. Februar in den Medien die Runde. Eine der meistgestellten Fragen war, wie man als Mensch ohne Knautschzone überhaupt einen Zusammenstoß mit einem fahrenden Zug überleben kann?

Markus Ötsch (52) hatte womöglich eine Heerschar an Schutzengeln. Der frühere Ironman und Triathlet lag 28 Tage im Landesklinikum Wiener Neustadt. Am Montag konnte er die Klinik nach sechs komplizierten Operationen im Rollstuhl bzw. auf Krücken endlich verlassen.

Schon 100-mal überquert

Es war seine übliche Laufrunde. Auch den Bahnübergang zwischen Wiener Neustadt und Katzelsdorf hat der Hobby-Athlet sicher schon über 100-mal joggend überquert. Was an dem schicksalhaften Abend genau in seinem Kopf vorgegangen ist, daran hat der EVN-Großkundenbetreuer heute keine Erinnerung mehr. „Ich war gedankenversunken“.

Anders könne er es sich nicht erklären, weshalb er bei Rotlicht und herannahendem Zug über die Bahnkreuzung gelaufen ist. Dass die AirPods, die er beim Joggen im Ohr trägt, seine Aufmerksamkeit beeinträchtigt haben, glaubt der passionierte Sportler nicht. Umgebungsgeräusche und den Verkehr nehme er damit sonst sehr gut wahr.

Jogger von Zug gerammt: "Froh, noch alle Gliedmaßen zu haben"

Die Röntgenbilder des zertrümmerten linken Fußes

Notbremsung

Der 52-Jährige hatte die Schienen bei der Haltestelle Katzelsdorf bereits übersetzt, als er seitlich vom Zug erfasst wurde. Der Personenzug fährt planmäßig durch die Station, ohne zu halten. Obwohl die 35-jährige Zugführerin noch eine Notbremsung einleitete, konnte sie den Zusammenprall nicht mehr verhindern.

Ötsch wurde mehrere Meter weit über die Straße geschleudert, wo er bewusstlos liegen blieb. Einer seiner Laufschuhe landete auf der Windschutzscheibe einer Autolenkerin. „Das Erste, an das ich mich erinnern kann, waren die Stimmen von ein paar Helfern“, schildert der Ausdauersportler.

Dem Notarzt gab er im Rettungswagen sein Handy. „Um meine Frau anzurufen“, schildert Ötsch.

Schrauben und Platten

Bilder vom Schockraum im Spital geistern heute in seinem Kopf herum. Wie schlimm es um seinen Zustand bestellt war, erfuhr der 52-Jährige erst viel später im Krankenhaus. Es stand Spitz auf Knopf, ob der linke Fuß gerettet werden kann. Fersenbein und Knöchel waren durch einen Trümmerbruch nur noch Fragmente.

Auch der linke Ellenbogen war zertrümmert, und der Körper mit Hämatomen übersät. Die gebrochenen Knochen mussten in mehreren Operationen mit Schrauben und Platten stabilisiert werden. „Die ersten paar Tage ist man in einem Schockzustand. Mental war es sehr hart“, erklärt der 52-Jährige.

Jogger von Zug gerammt: "Froh, noch alle Gliedmaßen zu haben"

Markus Ötsch war Wettkampfsportler, Ironman-Teilnehmer und Triathlet

Dankeschön an die Ärzte

Erst als er realisierte, welche „Meisterleistung“ die Ärzte und das Team im Krankenhaus an seinem Körper vollbracht haben, ging es auch mit der Psyche wieder steil bergauf. „Es ist mir ein großes Anliegen, Danke zu sagen. Wir können nur extrem froh sein, so eine gute medizinische Versorgung zu haben“, sagt Ötsch.

Er sei einfach nur glücklich, am Leben zu sein und noch alle Gliedmaßen zu besitzen.

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