Das ist das Teilnahmekriterium des Projekts, das allen Langzeitarbeitslosen der Gemeinde – ausnahmslos – einen Job bis zumindest 2024 (vorläufiges Projektende) garantiert. Begleitend dazu führen die Universitäten Wien und Oxford eine Studie durch, wie sich Arbeit auf die Teilnehmer und den Ort auswirkt. „Meine These ist, es ist besser, Beschäftigung zu finanzieren, als Arbeitslosigkeit“, begründet AMS-NÖ-Geschäftsführer Sven Hergovich das evidenzbasierte Modellprojekt.
Bereits in den 1930er-Jahren war Gramatneusiedls Arbeitersiedlung Marienthal Gegenstand einer Studie. Damals hatte es nach der Schließung der Textilfabrik von einem Tag auf den anderen keine Arbeit mehr im Ort gegeben. Die Forscher Marie Jahoda, Paul Felix Lazarsfeld und Hans Zeisel gingen in der Folge der Frage nach, wie sich Arbeitslosigkeit auf die Gesellschaft auswirkt.
Radoslav Mirjanic kennt das Gelände in Gehweite seines Zuhauses nur zu gut. Hier hat er 20 Jahre lang bei der Para-Chemie in der Produktion gearbeitet. Bei jenem Betrieb, der 2017 schloss und alle Mitarbeiter entließ.
Ob ihm die Arbeit hier in der Kreativwerkstatt gefällt? „Es passt“, nähen sei immer schon sein Hobby gewesen. 25 Stunden pro Woche arbeitet er hier unter anderem mit Joanna Diber zusammen. Die 43-Jährige ist seit drei Jahren auf Arbeitssuche. Sie ist froh, dass sie hier eine Beschäftigung hat: „Es macht krank, wenn du nur zu Hause sitzt.“ Und sie verdient – so wie die anderen 21 MAGMA-Teilnehmer, die bereits einen Dienstvertrag haben – ihr Geld nun wieder selbst, zahlt damit Krankenversicherung und in die Pensionskasse ein. „Das ist ein gutes Gefühl“, betont Diber.
Zwei Räume weiter wird gerade an einem anderen Projekt getüftelt: Dem historischen Radwanderweg Marienthal.
Der wird von den MAGMA-Teilnehmern realisiert – von der Routenführung, über den Finanzierungsplan, bis hin zur Beschilderung. „Wir entwickeln hier Projekte, mit denen wir für uns selbst Arbeit schaffen“, erklärt die Arbeitsanleiterin der Projektschmiede.
Johann Vollnhofer (56) ist Teil des Radweg-Teams. Er recherchiert, von wo man sich „etwas abschauen“ kann. „Für mich ist so eine Arbeit ganz neu, ich war zuletzt Kraftfahrer“, er bezeichnet das als „neue Herausforderung“. Auch das Homeoffice hat er schon kennen gelernt, „aber ich bin wirklich gerne hier“, sagt Vollnhofer.
Die Beschilderung für den Radwanderweg soll in der hauseigenen Werkstatt angefertigt werden. Die befindet sich ebenfalls auf dem ehemaligen Fabriksareal, wo noch ein Schornstein und Fassadenreste von vergangenen Zeiten zeugen. In der 230 Quadratmeter großen Halle wird schon fleißig gearbeitet – sie wird saniert. Erst dann kann die Werkstatt eingerichtet werden.
Ein normaler Alltag
Sechs Projektteilnehmer arbeiten hier. Einer davon, Mohammed Hussin (25), malt aus – arbeiten auf einer Baustelle ist für ihn neu. Die körperliche Arbeit sei kein Problem für ihn, aber er suche eine Ausbildungsstelle als medizinischer Assistent.
In einem anderen Raum zieht Andre Schatz mit Sanierputz „Wände gerade“, wie er erklärt. „Ich habe schon Lob bekommen dafür, obwohl ich das noch nie vorher gemacht habe“, so der 28-Jährige. Zwei Jahre war er arbeitslos. „Jetzt frag ich mich nicht mehr, wofür ich in der Früh aufstehen soll“, den „normalen Alltag – aufstehen, arbeiten gehen, heimkommen“ schätzt er.
Am 1. Oktober starte MAGMA. Zwei Personen sind wieder ausgestiegen, weil sie am „ersten Arbeitsmarkt“ Arbeit bekamen. Das ist das Ziel aller Teilnehmer. „Ich hatte diese Woche wieder ein Vorstellungsgespräch“, erzählt Mirjanic. „Und es sieht gut aus“.
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