Initiative: Eine Mama für alle Fälle

Initiative: Eine Mama für alle Fälle
Bei einem Krankheitsfall in der Familie springt die „Notfallmama“ ein

Sie machen Tee mit Honig, putzen Nasen, lesen Geschichten vor oder basteln Waldgeister aus Zweigen – die Notfallmamas. Sie springen ein, wenn krankheitsbedingt Not in einer Familie herrscht. „Wir sind sozusagen die Feuerwehr“, sagt Renate Harringer, Geschäftsführerin vom Verein „KiB – children care“, der die Initiative „Notfallmama“ 1998 noch unter anderem Namen gegründet hat.

Einen Einsatz gibt es dann, wenn ein Kind krank wird und die Eltern aus unterschiedlichen Gründen die Betreuung nicht schaffen, ein Geschwisterkind krank ist und die volle Aufmerksamkeit benötigt oder die Eltern selbst krank werden. „Krankheit hält sich an keinen Terminplan und egal, wie gut man organisiert ist, kann das alles durcheinanderbringen. Hier greifen wir dann unter die Arme“, betont Harringer.

Initiative: Eine Mama für alle Fälle

Renate Harringer, Geschäftsführerin vom Verein KiB 

Der Verein hat österreichweit ein Netzwerk aus 500 „Mamas“, aber auch „Papas“, die sich ehrenamtlich engagieren. 6.000 Familien sind Mitglieder – haben sie einen Notfall, können sie sich rund um die Uhr an KiB wenden. Der Verein organisiert dann die Betreuung. „Wir arbeiten auch mit Organisationen zusammen, wie etwa den Sozialen Diensten Wien. Gibt es dort Bedarf, fragen wir nach, ob sie jemanden zur Familie schicken können. Ist das nicht so oder geht es um den ländlichen Raum, dann fragen wir bei den Notfallmamas nach“, erklärt Harringer.

Eine davon ist Veronika Mathias. Sie ist 70 Jahre alt und „zwischen sieben und zehn Jahre“ dabei, so genau weiß sie es selbst nicht mehr. In jedem Fall mache es viel Spaß. „Und ich helfe gerne“, betont die ehemalige Erzieherin. In ihrer Pension wollte sie etwas „sinnvolles tun“. Und daher ist sie nahe ihres Wohnorts bei Laa an der Thaya im Einsatz, wenn „Not am Mann ist“. Je nachdem wie alt das Kind ist, um das sie sich kümmert, packt sie Spiele, Bücher oder Bastelsachen ein: „Im Vorhinein telefoniere ich mit den Eltern. Da weiß ich schon, ob das Kind Angina oder Bauchgrippe hat.“

In Niederösterreich gibt es rund 90 Personen, die sich im Verein engagieren. Während etwa in den Bezirken Mödling und Baden Angebot und Nachfrage sehr hoch sind, gibt es im nördlichen Waldviertel noch Ausbaubedarf. „Das hat sich zwar in den vergangenen Jahren verbessert, aber ein paar Notfallmamas mehr wären toll“, sagt Heidi Eisingerich-Dillenz von KiB, die für NÖ zuständig ist.

Weniger Vermittlungen durch Corona

Im letzten Jahr hat Veronika Mathias fast keine Kinder betreut. Bei einer Familie hat sie es online via Video versucht – aber das sei nicht dasselbe. „So hat es schon funktioniert, aber durch die Kameraperspektive habe ich nicht gesehen, was das Kind sieht“, schildert sie. In dem betreffenden Fall war das Geschwisterkind erkrankt. Generell sind im Corona-Jahr 2020 die Vermittlungen zurückgegangen. Rund 800 waren es laut KiB – im Vergleich dazu: 2019 waren es 2.083.

„Jetzt wird es wieder mehr, den Eltern geht die Luft aus. Sie haben Homeoffice, Distance Learning und den Rest so lange parallel gemacht. Viele können nicht mehr und wenden sich an uns“, erzählt Harringer. Deswegen werde man nun reagieren und Ausnahmen machen, also den Müttern und Vätern für ein paar Stunden die Kinderbetreuung abnehmen, auch wenn es keinen Krankheitsfall gibt, denn momentan gibt es auch solche „Notfälle“.

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